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Die Geschichte des Fliegerhorstes Langenlebarn von
1936 bis 2000
Kurzversion aus der
Dissertation von Herrn Dr.Mag. Hubert Prigl. Anmerkung: Das Hakenkreuz ist ein Symbol dieser Epoche und dient der historischen Korrektheit.
Teil IX
Die Jahre 1950 bis 1952
Seite 2
Die Aufstellung des Detachment 7 der 2nd Air Postal Squadron im Sommer 1952
Mit General Order Nummer 78 des Hauptquartiers der US Air Force in Europa wurde am Flugplatz eine Poststelle mit der Bezeichnung: Detachment 7 der 2nd Air Postal Squadron aufgestellt. Diese Dienststelle, die aus nur 2 Soldaten bestand, wurde von S/Sgt. John Fernandes Jr. geleitet und war im Erdgeschoss des Objektes 16 im J-Block untergebracht.
S/Sgt. Fernandes führte die Poststelle bis September 1953, anschließend leitete S/Sgt. Sherwood J. English Jr. die Dienststelle bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1954.
Der Angriff auf das Flugzeug des amerikanischen Botschafters im Juni 1952 durch sowjetische Jagdflugzeuge
Am Mittwoch den 4. Juni 1952 kam es zu einem schweren Luftzwischenfall. Das Flugzeug des amerikanischen Hochkommissars Walter Donnelly wurde nach dem Start in Langenlebarn von zwei sowjetischen Düsenjäger bedrängt. Das Flugzeug Donnellys war um 13 Uhr 45 in Langenlebarn gestartet, und sollte den Hochkommissar zu Budgetverhandlungen nach Washington bringen.
Botschafter Donnelly beschrieb den Vorfall aus seiner Sicht so: „... Ich flog am Mittwoch um 13 Uhr 45 vom amerikanischen Militärflugplatz in Wien ab. Wir flogen sofort in den Korridor ein und 15 Minuten später, als wir uns in der Mitte des Korridors befanden, wurden wir von zwei sowjetischen Düsenflugzeugen umkreist. Beim ersten Anflug öffneten die sowjetischen Flugzeuge ihre Landeklappen, verminderten ihre Geschwindigkeit und näherten sich uns auf der Steuerbordseite bis auf 75 Meter. Dann umkreisten sie das Flugzeug, drehten ab und tauchten nach einer oder zwei Minuten wieder auf, um unser Flugzeug neuerdings zu umkreisen. Nach diesem Manöver drehten sie nach Süden in Richtung eines sowjetischen Düsenflugplatzstützpunktes in der Sowjetzone Österreichs ab. Das amerikanische Flugzeug setzte seinen Flug im Korridor fort. Der Pilot wich niemals von seinem Kurs ab. Wir meldeten den Zwischenfall sofort den amerikanischen Behörden in Österreich und in Deutschland. Bei meiner Ankunft in Paris, etwa vier Stunden später, telegraphierte ich an die amerikanische Botschaft in Wien und regte an, dieselbe möge sofort bei den sowjetischen Behörden in Wien mit der Begründung Protest erheben, dass es sich um eine ernstliche Verletzung unserer Rechte in dem Korridor handelte und bei einer Wiederholung derartiger Dinge der Flugverkehr im Korridor gefährdet sein würde ...“
Dieser Vorfall wurde von der Tageszeitung Wiener Kurier am 7. Juni 1952 auf Seite 1 mit der Schlagzeile „Flugzeug Donnellys von Sowjets belästigt“ gebracht.
In diesem Artikel hieß es weiter: „....Die sowjetischen Maschinen kamen so dicht an das amerikanische Flugzeug heran, dass dessen Insassen die Gesichter der sowjetischen Piloten erkennen konnten....“
Der geschäftsführende amerikanische Hochkommissar, Walter Dowling, übermittelte dem sowjetischen Hochkommissar in Österreich, Generalleutnant Swiridow, eine scharfe Protestnote, in der die Sowjetunion aufgefordert wurde, die Vereinbarungen über die Luftkorridore einzuhalten. Die sowjetischen Besatzungsbehörden gaben die Anwesenheit sowjetischer Flugzeuge in den angesprochenen Luftraum zu, bestritten aber die amerikanische Darstellung.
Walter Dowling konnte die sowjetischen Erklärungen jedoch nicht akzeptieren und schrieb in die amerikanische Protestnote: „... Abschließend muss ich meine Enttäuschung darüber ausdrücken, dass General Kraskjewitsch in seinem Schreiben die Erklärung Botschafter Donnellys wie auch des Piloten des amerikanischen Flugzeuges bestreiten konnte, dass die Abzeichen der sowjetischen Maschinen und sogar deren Piloten erkennbar waren. Tatsache ist, dass die sowjetischen Piloten durch Einsatz ihrer Tragflächenklappen ihre Geschwindigkeit stark herabsetzt hatten und dadurch den Unterschied in der relativen Geschwindigkeit der sowjetischen Jagdflugzeuge und der amerikanischen Transportmaschine vermindert ...“
Die Freizeit- und Sporteinrichtungen am Flugplatz im Jahr 1952
Die Freizeit- und Sporteinrichtungen des Flugplatzes lagen im Bereich des Wirtschaftsgebäudes. Weiters gab es ein Baseballfeld mit dem Namen „Heb Arnold Park“ und einen Softballplatz.
Die „alte“ Feuerwehrstation im Objekt 14a
Die Feuerwehrstation der Amerikaner wurde im Objekt 14a (alte deutsche Feuerwehrstation) untergebracht. Die Raumsituation war jedoch besonders angespannt, so gab es in diesem Gebäude nicht einmal einen Schlafraum. Die Angehörigen der Feuerwehrstation mussten sogar im Zellenblock des angrenzenden Wachgebäudes schlafen. Zu diesem Zweck gab es eine Verbindungstür zwischen Wachgebäude und Feuerwehrstation.
Zu den Aufgaben der Flugplatzfeuerwehr gehörte auch die Abhaltung von Brandbekämpfungskursen für die Offiziere, Soldaten und Zivilbediensteten des Flugplatzes. Im Zuge einer solchen Einschulung ereignete sich ein Vorfall, der beinahe zu einer Katastrophe geworden wäre. Als Übungsort wurde ein gesprengter Hangar verwendet. Im südlichen Eck des Gebäudes wurden für diesen Zweck kleinere Feuer entzündet. Nach Abschluss einer solchen Vorführung entdeckten die Soldaten einen seltsamen Gegenstand, der aus dem Boden ragte. Bei näherer Betrachtung glaubten die Soldaten eine Fliegerbombe zu erkennen. Als Sofortmaßnahme wurde der Platz weiträumig abgesperrt. Vom Flugplatzkommando wurde umgehend ein Sprengkommando aus Wien angefordert. Nach einer ersten Besichtigung durch die Sprengstoffexperten wurde der Verdacht, es handelt sich um eine alte deutsche Fliegerbombe, bestätigt. Es gelang den Experten die Bombe zu entschärfen und zu bergen. Nach Ansicht der Feuerwerker musste von einem Wunder gesprochen werden, dass die noch scharfe Bombe nicht explodiert war. Besonders der Umstand, dass genau über der Bombe die Feuer entzündet worden waren, zeigt wie groß das Glück war. Wäre die Bombe während einer dieser Demonstrationen explodiert hätte es sicher viele Tote und Verletzte gegeben. Nach diesem Vorfall wurde das Gelände nach weiteren Bomben abgesucht, jedoch ohne Erfolg. In der Folgezeit fanden die Löschvorführungen auf der Wiese vor dem M-Block des Objektes 16 statt.
Der Bau der neuen Feuerwehrstation im Objekt 16 im Jahr 1952
Aus der Sicht der Feuerwehrleute konnte auch dieser Platz als nicht ideal angesehen werden, da zwischen Flugfeld und Feuerwehrstation der halbe Flugplatz lag. Aus diesem Grund waren die Soldaten gezwungen, neben ihrem Dienst in der Feuerwehrstation auch einen Bereitschaftsdienst am Flugfeld zu unterhalten.
Der Dienstbetrieb der Flugplatzfeuerwehr
Im Sommer 1951 gelang es M/SGT Martell einen Flugzeugrumpf eines Transportflugzeuges vom Typ Douglas C-47 für den Flugplatz zu bekommen. Der Rumpf wurde mit der Bahn angeliefert und in einem der gesprengten Hangars im Westen des Flugplatzes aufgestellt. Mit diesem Flugzeugrumpf konnte die Brandbekämpfung in Flugzeugen lebensecht durchgeführt werden. Nach einigen Wochen war der Rumpf ausgebrannt und durch den Einsatz von Brechstangen völlig unbrauchbar. Ersatz konnte nicht mehr beschafft werden. Hubert Leeber beschreibt eine dieser Übungen:
„... während dessen trainierte ich mit den anderen unverdrossen weiter – von Gebäudebränden im ersten Stock, über Kellerfeuer, bis zu dem grandiosen Erlebnis eines simulierten Crash – Feuers mit einem ausgedienten Flugzeug und einigen tausend Litern Benzin. Hier verloren wir unsere letzten Ängste – da hieß es rein in die Flammen mit feuerfesten Klamotten und Atemschutz und 70 kg – Sandsäcke bergen, welche die Insassen symbolisieren sollten. Jeder angebrannte Sack, aus dem der Sand ausrann, wurde von Martel als Toter gewertet und führte zu entsprechenden mit „Four Letter Words“ gespickten Vorwürfen."
Einweisung des Flugplatzpersonals im Gebrauch der Wasserhydranten durch den stellvertretenden Feuerwehrkommandanten des Flugplatzes, Sgt. Niolu.
Der Einsatz des österreichischen Zivilbediensteten Hubert Leeber als Feuerwehrmann in den Jahren 1951 bis 1954
Den Beginn seiner Tätigkeit als Fire Fighter beschreibt Hubert Leeber: „... ließ es mich noch einmal versuchen irgend eine Beschäftigung zu finden und ich begab mich wieder zum Arbeitsamt der US Streitkräfte in der Nussdorferstraße (damals im Gebäude der Tabakregie). Tatsächlich bot man mir eine Tätigkeit als FIRE FIGHTER am Flughafen Langenlebarn an und sandte mich dorthin, um mich vorzustellen. Nach 45 Minuten Fahrt mit der Franz-Josefs-Bahn (Dampflok und vier Personenwagen aus der Vorkriegszeit) stand ich vor dem Posten der US Militärpolizei am Haupteingang (MAIN GATE) der TULLN AIR BASE. Dieser beseitigte mein Vertrauen auf meine im Gymnasium erworbenen Englischkenntnisse in kürzester Zeit und erging sich in lauten mir unverständlichen Wortgruppen, welche ich sehr bald als sogenannte „Four Letter Words“ kennen und schätzen lernte. Er verwies mich dann unter Angabe des Weges (einen Fußmarsch von ca. 15 Minuten) an die Fire Station, wo mich ein kleiner, untersetzter italienisch anmutender Technical Sergeant (T/SGT) namens NIOLO in Empfang nahm. Er erklärte mir meine Tätigkeit, begab sich dann mit mir in ein Treppenhaus, wo er sich auf den Boden legte und mir bedeutete, ich möchte ihn die Treppe hinuntertragen, er sei „bewusstlos“ und Opfer eines Brandes. Nachdem mir dies mit Mühe gelungen war meinte er, ich wäre eingestellt und könne meine Arbeit sofort anfangen. So begann ich am 19. März dieses Jahres (1951) als Civilian Employee/ Fire Fighter in der Fire Station der 7360th Base Complement Squadron, USAF, Tulln Air Base erst einmal meine Ausbildung...“
Die Zivilbediensteten fuhren täglich mit der Bahn von Wien nach Langenlebarn und nach Dienst zurück. Für sie war der erste Wagen des Zuges reserviert. Dienstbeginn war um 8 Uhr. Zum Mittagessen mussten die Zivilisten in das beim Bahnhof liegende Gasthaus gehen. Hier erhielten sie ein Menü. Um 13 Uhr mussten die Bediensten wieder in der Feuerwache sein. Es war den Zivilbediensteten nicht erlaubt den Speisesaal oder die Kantine des Flugplatzes zu betreten. Der Dienst dauerte bis 17 Uhr. Samstag war Dienst bis Mittag und Sonntag war frei.
Die Arbeitsaufteilung bei einem Löscheinsatz beschreibt Hubert Leeber: „... bei der Ausfahrt der 235-Trucks zu einem Brand standen rückwärts immer drei Fire Fighter auf einem breiten Trittbrett – vor sich ein offenes Fach mit Behelfen und Werkzeugen, darüber die auf die Art einer Harmonika gelegten 2,5“ Zoll Schläuche und die Holzleiter. Von den Dreien war einer der Nozzle – Man ( er hatte das Strahlrohr bei der Ankunft am Brandherd an den Schläuchen zu befestigen, über die Leiter hochzuklettern und unverzüglich mit Löschen zu beginnen. Damit er aber bereits Wasser hatte, musste der zweite, der Hydrant – Man, bei dem Brandherd nächstliegenden Hydranten abspringen (das Fahrzeug hielt einen Augenblick), das Schlauchende mitnehmen, um den Hydranten schlingen und festhalten. Durch die Weiterfahrt lief die bereits gekuppelte Schlauchleitung vom Wagen ab, der dann am Brandplatz hielt. Während dessen hatte der Hydrant – Man die Aufgabe, mit einem mitgenommenen Hydrantenschlüssel diesen zu öffnen und den Schlauch, ggf. mit Hilfe einer Kupplung, welche er auch dabei haben musste, anzuschließen und unverzüglich das Ventil öffnen. Der Dritte der Ladder – Man schließlich, riss am Brandplatz die Leiter herunter, stellte sie mit dem Fahrer und Zugführer auf, der Nozzle – man rannte hoch...“
Hubert Leeber beschreibt einen solchen Bereitschaftsdienst: „... aufregende Zeiten gab es außer dem Übungsbetrieb allerdings dann, wenn tatsächlich mal ein großes Flugzeug angesagt war. Da mussten bereits vor der gemeldeten Ankunft des Fliegers alle Löschfahrzeuge an die „Line“ (Rollbahn) und dort Aufstellung nehmen. Martell persönlich leitete die Aktion und war voll Adrenalin. Nach der Landung mussten die in Position befindlichen Löschfahrzeuge, im besonderen der 10t Schaumlöscher, hinter dem ausrollenden Flieger herfahren und Löschposition beziehen. Dies war USAF – Reglement, für die Passagiere jedoch sicher wenig erfreulich (Martell wusste natürlich, dass unsere Kapazität für einen Unfall dieser Größe nicht ausreichend gewesen wäre, weshalb er jedes Mal ausflippte ...“
Es gelang Hubert Leeber nach Fertigstellung der neuen Feuerwache im Objekt 16 die Position des Chief Alarm Operators zu erlangen. Seine neue Aufgabe beschreibt er: „... nun war ich es, der nach Entzünden eines Übungsfeuers durch M/SGT Martell auf den Alarmknopf drücken durfte, die Base Sirene auslöste und aus meinem überhöht angebrachten Schiebefenster zur Garage GI`s wie Civilians zu entsprechender Eile anspornte während ich ihnen das Einsatzziel zurief. Es war schon schön zu sehen, wie die GI`s über den Rutschbaum nacheinander herunterpurzelten, alle durcheinander liefen, wie die Schichtführer ihre Kommandos brüllten und nach maximal 1 Minute die ganze Karawane der Löschfahrzeuge mit aufheulenden Motoren und Sirenen aus der Garage tobten.
Meine weitere Tätigkeit erschöpfte sich dann in der Verständigung des Base Commanders, des Fire Marshals, SDO, der Air Police und der Ambulance über Art und Ort des Brandes. Dies erfolgte über Feldtelefon, wobei dem Kommandanten als erstem respektvollst mit der Formel „Good Morning Sir, this is a fire drill“ die Sorge wegen eines echten Vorfalles zu nehmen war. Danach war der ganze Vorgang, beteiligte Fahrzeuge, Art und Ursache, Ort des Geschehens usw. in ein Logbuch einzutragen, in welchem übrigens alle Vorgänge in der Station technischer und personeller Natur festgehalten werden mussten ...“
Die Ausbildung war für Soldaten und Zivilisten gleich hart. Unter der Leitung von M/SGT Clarence J. Martell wurden regelmäßig Übungsfeuer bekämpft. Von den Angehörigen der Fire Station war der Einfallsreichtum von M/SGT Martell gefürchtet. Wurde ein Brand nicht rasch und effizient bekämpft, begann der Übungsalarm von Neuem. Nach Beendigung des Löscheinsatzes kam die Fahrzeug- und Gerätereinigung.
Im Jahr 1952 wechselte Hubert Leeber von der Fire Station in das Base Supply Office und danach in das Military Personnel Office. Für diese Tätigkeit war die Zustimmung des CID* notwendig. Ende Juni 1954 verließ Hubert Leeber den Flugplatz. * CID ist die Abkürzung für Criminal Investigation Division . Diese Einheit innerhalb der amerikanischen Armee ist für die Verfolgung und Aufklärung von kriminellen Handlungen von Armeeangehörigen zuständig.
Der Österreichbesuch des amerikanischen Außenministers Dean Acheson am 29. Juni 1952
Am 29. Juni 1952 traf der amerikanische Außenminister Dean Acheson gemeinsam mit seiner Ehefrau zu einem Kurzbesuch in Österreich ein. Er wurde vom österreichischem Außenminister Dr. Gruber und vom amerikanischem Botschafter Walter Donnelly am Flugplatz empfangen.
Der amerikanische Außenminister kam im Sonderflugzeug des amerikanischen Präsidenten nach Österreich. Das Flugzeug, ein umgebautes Zivilflugzeug vom Typ Douglas DC6 mit dem Namen „The Independence“, erregte großes Aufsehen und war ein gerne fotografiertes Objekt der am Flugplatz stationierten amerikanischen Soldaten. Als besondere Attraktion durften die 60 Soldaten der Ehrengarde und die Angehörigen der 686th Air Force Band an zwei Rundflügen teilnehmen.
Nach Verhandlungen mit amerikanischen Zivil- und Militärstellen sowie mit österreichischen Politikern verließ Außenminister Dean Acheson am 1. Juli 1952 wieder Österreich.
Mit dem Salonwagen fuhr er vom Franz-Josefs Bahnhof nach Langenlebarn. Am Flugplatz wurde er von Botschafter Donnelly und Außenminister Gruber verabschiedet.
Die Ankunft britischer Politiker und Offiziere in Langenlebarn während der Sperre des Flugplatzes Schwechat im Juli und August 1952
a) Die Ankunft des britischen Militärbefehlshabers für Österreich, Generalmajor Robert Elliott Urquhart, am 21. Juli 1952 am Flugplatz Tulln/Langenlebarn
Durch die Sperre des Flugplatzes Schwechat musste der neue Generalkommandant der britischen Truppen in Österreich, Generalmajor Urquhart am Flugplatz Tulln/Langenlebarn landen. Er wurde von seinem Vorgänger, General Alston Roberts-West, am Flugplatz begrüßt.
b) Der australische Minister für Einwanderungsfragen Hold
Am Samstag den 9. August 1952 landete der australische Minister für Einwanderungsfragen Hold, in Langenlebarn. Minister Hold führte in Wien Gespräche mit Innenminister Helmer. Nach Abschluss der Gespräche gab Minister Hold bekannt, dass Australien bereit ist, einen Teil der noch in Österreich befindlichen DP`s aufzunehmen. Nach Abschluss seiner Gespräche flog Minister Hold am Montag den 11. August nach Zürich weiter.
General Strother am Flugplatz im Jahr 1952
Im Sommer 1952 besuchter der Kommandant der 12th US Air Force, General Strother, den Flugplatz. Im Zuge dieses Besuchs kam es zu einigen Unstimmigkeiten mit dem Base Commander Colonel Guillett. Diese Führten im darauf folgenden Jahr zur Versetzung von Colonel Guillett.
Der Flugplatz 1953
Zu Jahresbeginn 1953 waren folgende Einheiten am Flugplatz stationiert:
7360th Base Complement Squadron Detachment 49, 18th Weather Squadron 1848th Airways and Communications Squadron Detachment 7, 2nd Air Postal Squadron
Am 1. Jänner 1953 waren:
Das Finance Office des Flugplatzes wurde am 21. Jänner 1953 geschlossen. Die Aufgaben wurden vom Military Personnel Officer übernommen. Mit der Verlegung weiterer Flugzeuge auf andere Flugplätze wurde die Zahl der Flugzeugmechaniker um sechs Soldaten reduziert.
Neue Service Club Direktorin wurde Miss Minerva Hogan, ihre Vorgängerin Anita Weber wurde nach Landsberg versetzt. Als Ersatz für Miss Marvis McHugh, die zur Bittburg Airbase nach Deutschland versetzt wurde, traf Miss Dona R. Harbison als neue Service Club Hostess in Langenlebarn ein.
Am 8. April 1953 wurde eine Parade (Retreat Parade) am Flugplatz abgehalten. Neben den Offizieren und Soldaten der Tulln Airbase nahmen an dieser Feier die Angehörigen der 696th Air Force Band teil.
Am 13. Juli 1953 gab Colonel John Guillett seinen Posten als Flugplatzkommandant an Colonel Loren Cornell ab. Für die Abwicklung der ordnungsgemäßen Kommandoübergabe hatte Colonel Guillett nur 3 Tage Zeit. Colonel Cornell traf erst am 10. Juli 1953 am Flugplatz ein. Die plötzliche Abberufung von Colonel John Guillett brachte einige Unruhe und Unmut bei den Offizieren und Soldaten des Flugplatzes. In der Chronik der 7360th BCS wurde auf diesen Umstand ausführlich eingegangen.
Am 18. Juli 1953 wurde 2nd Lt. Lee A. G. Smith nach Langenlebarn versetzt. Durch diesen zusätzlichen Offizier konnte eine Neuaufteilung der Funktionen vorgenommen werden.
Mit General Order Nummer 62 vom 3. August 1953 wurde die Personalstärke der 7360th Base Complement Squadron rückwirkend mit 1. Juli 1953 mit 10 Offizieren, 120 Soldaten, einem amerikanischen Zivilisten und 158 österreichischen Zivilisten festgelegt.
Am 18. August 1953 besuchte Lt.General William H. Arnold den Flugplatz. Bekanntester Besucher der Tulln Airbase war der amerikanische Politiker Adlai Stevenson, der sich auf einer Rundreise durch die amerikanische Zone in Deutschland und Österreich befand.
Am 27. November 1953 wurde eine Neuorganisation der 7360th Base Complement Squadron durchgeführt. Die Personalstärke wurde auf 10 Offiziere, 102 Soldaten und 164 Zivilisten reduziert.
Im Dezember wurden zwei neue Offiziere nach Langenlebarn versetzt. 1st Lt. Max Unger und 2nd Lt. Richard E. Batherman. 1st Lt. Capone kehrte nach Amerika zurück. In der Woche vor Weihnachten wurde eine große Gruppe Soldaten nach Amerika zurück versetzt. Die Zahl der Soldaten reduzierte sich von 123 am 1. Dezember auf 107 am 31. Dezember 1953. Die Zahl der Air Police man konnte nach Absprache mit der Firma ESSO reduziert werden. Nach dieser Abmachung wurde das Treibstofflager von Angestellten der Firma selbst bewacht.
Ereignisse auf der Tulln Airbase im Jahr 1953
Wie bereits im Jahr 1952 führte die sowjetische Luftwaffe auch im Jahr 1953 ihre Überflüge über den Flugplatz fort. Die Proteste wurden von den Stellen der Roten Armee immer zurückgewiesen.
Am 2. Mai 1953 erschien in der Zeitung Abend ein Artikel der sich mit den Zuständen am Flugplatz Tulln beschäftigte. Unter der Überschrift: „Glanz und Elend der Ami-Girls – Orgien am Tullner Flugfeld“ war zu lesen:
„Durch die amerikanische Zone Wiens pendelt ein Autobus. Er hält da und dort, nimmt Passagiere auf, Soldaten und Mädchen. Die männlichen Fahrgäste sprechen ein waschechtes Kaugummi-Amerikanisch, die Mädchen haben die Sprache erst in Wien gelernt, gewissermaßen in der Praxis. Vollbeladen rollt der Bus zum Tullner Flugplatz; mit Hallo wird er empfangen. Der Jonny und der Jacky begrüßen die Mary und die Lu, die noch vor ein paar Jahren im Beserlpark Mitzi und Lisl gerufen wurden. Keine Polizei und keine Gendarmerie würde es sich nur im Traum einfallen lassen, das bereifte Ungetüm aufzuhalten und nach Geheimprostituierten zu durchsuchen. Auch die Klubs auf dem Tullner Flugplatz sind tabu, obwohl man genau weiß, dass sich nachts in den Mannschafts- und Offiziersklub wahre Orgien abspielen, die in den Baracken fortgesetzt werden. „Geheimbordell und Geheimprostitution“ würden die Behörden schreien – wäre es nicht bei den Amerikanern. Die Jugendfürsorge weiß, daß minderjährige Mädchen in den Klub verkehren und schweigt dazu ...". *
* Der Abend, 4. Mai 1953, S.2.
Das Flugzeug mit der Seriennummer 42-100847 wurde im April 1953 auf den Namen „WIEN QUEEN“ getauft. Am Bug wurden die Fahnen der vier Alliierten aufgemalt.
Langenlebarn 1953
Liste der Offiziere, Soldaten und Zivilbediensteten der US Air Force Station Tulln Air Base mit Stand Weihnachten 1953
Die Freizeit am Flugplatz
Aus finanziellen Gründen musste das Fotolabor und der Hobbyshop im F-Block des Objektes 16 geschlossen werden. Die Zuwendungen für den neuen Service Club mussten stark eingeschränkt werden. Sportliche Aktivitäten sollten mehr gefördert werden. Diese Umstände führten zu einem starken Absinken der Moral auf dem Flugplatz
Der Flugplatz im Jahr 1954
Am 1. Jänner 1954 befanden sich folgende Einheiten am Flugplatz:
Im Jänner wurde der Orderly Room vom Objekt 16 in das Kommandogebäude übersiedelt und in die Personnel Section integriert. Weitere Gebäude wurden geräumt und abgeschlossen, somit konnte eine Einsparung an Energiekosten erzielt werden.
Am Flugplatz waren ein Transportflugzeug vom Typ Douglas C-47 und zwei Verbindungsflugzeuge vom Typ Stinson L-5 stationiert. Diese wurden von acht Soldaten gewartet. Das fliegende Personal wurde von 15 auf 12 reduziert.
Anfang März 1954 wurde eine überraschende Neuregelung bekannt gegeben: Nach 18 Monaten Dienst auf der Tulln Air konnte man, über eigenes Ansuchen, die restlichen zwölf Monate der Überseedienstzeit auf einer anderen Air Base abdienen. Eine Begründung für diese Maßnahme wurde nicht gegeben, inoffiziell wurde jedoch bekannt, dass auf Grund der schon sehr geringen Betriebsfrequenz auf der Tulln Air Base für manche Spezialfunktionen zu wenig Möglichkeiten für Ausbildung, Praxis und Einsatz bestand, was sich nachteilig auf die weitere Laufbahn auswirken konnte.
Vom Kommando der 12th Air Force wurde angeordnet, die 7360th Base Complement Squadron und die 7351st Air Base Squadron zu einer Einheit zusammenzulegen. Die aufgelöste Einheit sollte als Detachment in die andere eingegliedert werden. Es wurde entschieden, dass die Einheit in Langenlebarn aufgelöst, und in die Landsberger Einheit überführt werden sollte. Dies bedeutete das Ende der Selbständigkeit.
Besondere Ereignisse im Frühjahr 1954
Im Jänner 1954 wurde die bis dahin sehr großzügige Überzeitregelung der Soldaten des Flugplatzes neu geregelt. Die ersten vier Dienstgrade mussten, nicht wie bisher, zu Dienstbeginn am Flugplatz sein, sondern schon um 0 Uhr 30. Die Maßnahme sollte dazu beitragen, dass die Zahl der Verehelichungen zwischen amerikanischen Soldaten und österreichischen Frauen geringer wurden. Weiters wurde festgestellt, dass die Zahl der Schlägereien nach Mitternacht höher waren als davor. Die Soldaten des Flugplatzes waren über diese Maßnahmen nicht erfreut. Durch diese Änderungen musste auch der Busfahrplan umgestellt werden:
„Work bus“ morgens und abends „Sick call bus“ ins 110th Station Hospital “Band bus” “Pass bus” Es wurde begonnen zivile Busfahrer für die Fahrten nach Wien einzusetzen. Diese waren billiger und auch disziplinierter als amerikanische Soldaten.
Um den Postweg zu verkürzen, wurde eine wöchentliche Flugverbindung von Tulln über Erding nach Landsberg und zurück eingerichtet.
Die ersten Wochen des Jahres 1954 brachten einen letzten Anstieg der Start und Landungen auf der Tulln Air Base, da wegen Schlechtwetters der Flugplatz Schwechat tagelang gesperrt werden musste.
Am 5. Februar 1954 ereignete sich ein besonderer Zwischenfall. Der Autobus der US-Air Force, mit dem Angehörige des Flugplatzes von Wien nach Langenlebarn gebracht wurden, kam bei glatter Fahrbahn auf der Straße, in der Nähe von St. Andrä Wördern von der Fahrbahn ab, und stürzte über einen Abhang. Der Autobus kam aber wieder auf den Rädern zu stehen. Die Insassen hatten großes Glück bei diesem Unfall, keiner der Fahrgäste wurde bei diesem Zwischenfall verletzt.
Die Ankunft von General Lee am 30. März 1954
Das Ende der Selbständigkeit der 7360th Base Complement Squadron am 15. März 1954
Am 15. März 1954 kam das Ende der 7360th Base Complement Squadron. Mit Befehl Special Order Nummer 26 vom 15. März 1954 erfolgte die Auflösung der 7360th Base Complement Squadron. Aus den Offizieren und Soldaten wurde das Detachment 1 der 7351st Air Base Squadron mit Hauptquartier in Landberg aufgestellt. Kommandant der 7351st Air Base Squadron war Colonel Glenn B. Riggle. Executive Officer war Major Robert L. Steward.
Ab diesem Zeitpunkt gab es folgende Einheiten am Flugplatz:
Der gemeinsame Einsatz der Besatzungsmächte und der Einwohner von Langenlebarn gegen das Hochwasser im Juli 1954
Der amerikanische Horstkommandant reagierte sehr rasch auf dieses Ansuchen und stellte amerikanische Soldaten mit Geräten zu Verfügung. Nach der Vorsprache beim amerikanischen Flugplatzkommandanten ersuchte der Bürgermeister von Langenlebarn auch den sowjetischen Stadtkommandanten von Tulln, um Mithilfe bei den Sicherungsarbeiten in Langenlebarn. Gemeinsam mit den Einwohnern von Langenlebarn arbeiteten Soldaten der Roten Armee und Angehörige der am Flugplatz stationierten amerikanischen Einheiten an den Sicherungsarbeiten. Nach genauer Beobachtung der Donau wurde das Eintreffen einer weiteren Wasserflut für den Nachmittag des 13. Juli angenommen.
Da in Österreich nicht genügend Sandsäcke vorhanden waren, wurden mit Transportflugzeugen der US-Luftwaffe, Sandsäcke aus Deutschland nach Langenlebarn gebracht.
Dankschreiben des Bürgermeisters von Langenlebarn
Der Bürgermeister von Langenlebarn, Herr Gottfried Wagner, hob in einem Schreiben die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen der Bevölkerung von Langenlebarn, den amerikanischen und den sowjetischen Besatzungssoldaten bei der Bewältigung der Hochwasserkatastrophe hervor.
Die Ankunft der Teilnehmer der 43. Tagung der Interparlamentarischen Union am 26. August 1954
Ende August 1954 fand in Wien die Tagung der 43. Interparlamentarischen Union statt. Die amerikanische Delegation kam mit zwei Transportflugzeugen der US-Air Force am Flugplatz Tulln/Langenlebarn an, wo sie von General William Henry Nutter empfangen wurden.
Die Bowlinganlage des Flugplatzes
Zu Jahresende 1954 war die neue Bowlinganlage im N-Block des Objektes 24 der einzige Ort für sportliche Freizeitgestaltung am Flugplatz.
Das letzte Weihnachtsfest der amerikanischen Soldaten am Flugplatz Langenlebarn
Wie jedes Jahr seit 1945 landete zu Weihnachten 1954 der Weihnachtsmann am Flugplatz Tulln/ Langenlebarn. Da es sich um einen modernen amerikanischen Weihnachtsmann handelte, traf er mit einem Transportflugzeug am Flugplatz ein. Für die Kinder des österreichischen Flugplatzangestellten und aus der Umgebung des Flugplatzes wurde von den amerikanischen Soldaten eine Weihnachtsfeier organisiert. Kaum einer der Anwesenden konnte sich vorstellen, dass es sich bei der Weihnachtsfeier 1954 um die letzte handeln sollte.
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