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Saab S35OE Mk.2 “Draken”
Hersteller: Saab, Schweden Stückzahl: 24 + (1 ohne Triebwerk) Im Einsatz seit: 6/87 bis 22. Dezember 2005 Anlieferung vom 25.Juni 1987 bis 18.Mai 1989 250 Alarmstarts mit Priorität "A" und 23.545 Flugstunden haben die Bundesheer-Piloten auf dem Jet absolviert.
TECHNISCHE DATEN
acc - Flugunfall, wfu - außer Dienst gestellt, w/o - durch Unfall ausgeschieden, scr - verschrottet, pr - ausgestellt, sold - verkauft, for spares - ausgeschlachtet
* 5 Saab J-35J Draken der SwedAF wurden 05.-06.1999 zur Ersatzteilgewinnung beschafft. 28. 1.1988 - landen die ersten beiden Maschinen in Schwechat. 22.12.2005 - letzter Flug der Draken beim Bundesheer.
Sonderlackierungen
Cockpit der Saab S35OE Mk.2 “Draken”
Straßentransport der ausgeschiedenen Draken
Typenbeschreibung
Die SAAB S 35 OE “DRAKEN“ ist ein 1-sitziger schwedischer Abfangjäger der 2. Generation. Die 24 von Österreich beschafften Maschinen sind aus der vorletzten Generation der Draken-Familie und haben eine den österreichischen Forderungen angepasste Avionik. Die elektronische Ausstattung und die Bewaffnung, bestehen aus zwei 30 mm Bordkanonen und Luft-Luft-Lenkwaffen vorn Typ “Sidewinder“, ermöglichen eine Identifizierung, aber auch Bekämpfung überschallschneller feindlicher Flugzeuge.
Stationierungsorte und Verwendung: Die Draken waren das Herzstück der aktiven Luftraumüberwachung in Österreich und werden beim Überwachungsgeschwader in ZELTWEG und GRAZ/THALERHOF zur Wahrung der Lufthoheit eingesetzt. In Erfüllung dieser Aufgabe ist es notwendig, eindringende Flugzeuge zu identifizieren, gegebenenfalls abzudrängen oder zur Landung zu zwingen.
Geschichte:
Allgemein Die Geschichte des Draken beginnt zu einer Zeit als düsengetriebene Flugzeuge noch in den Kinderschuhen stecken. Der erste erfolgreiche Flug eines Flugzeuges mittels eines Turbinen-Triebwerks war am 27. August 1939, eine deutsche Heinkel He-178 flog mit Hilfe einer von Dr. Hans Joachim Pabst von Ohain konstruierten Strahlturbine eine Platzrunde, ganze 5 Tage bevor Hitler in Polen einmarschierte. Während des 2 Weltkrieges gelangen vor allen den deutschen Wissenschaftlern gewaltige Fortschritte auf dem Gebiet der Aerodynamik und des Turbinenbaus. Auch Amerikaner und Engländer arbeiteten an Turbinenflugzeugen, so fand am 1. Oktober 1942 der Erstflug der amerikanischen XP-59 Airacomet statt und am 5. März 1943 der Erstflug einer britischen Gloster Meteor. Sofort nach Kriegsende begann in den Trümmern des geschlagenen Deutschland die Suche der Alliierten nach den Unterlagen der deutschen Flugzeugbauer. In diesen Nachkriegswirren wurden auch schwedische Ingenieure fündig, in der Schweiz wurden deutsche Dokumente gefunden und mit Hilfe von Ex-Messerschmitt-Mitarbeitern bei Saab in Schweden ausgewertet. Inzwischen arbeiteten weltweit Wissenschaftler am Hochgeschwin-digkeitsflug, nahe an der Schallgrenze und darüber traf man auf aerodynamische Phänomene die man nicht verstand und für dessen Erforschung viel Geld investiert wurde. Den ersten Erfolg hatten die Amerikaner im Oktober 1947, Chuck Yeager gelang mit dem Versuchs-flugzeug Bell X-1 der erste Überschallflug, als Antrieb fand aber keine Strahlturbine sondern ein Raketentriebwerk Verwendung.
Entwicklung Auch in Schweden ist man aus Mangel an gesicherten technischen Erkenntnissen auf Hypothesen angewiesen als 1947-48 die Idee für das Model 35 entsteht. Das Projekt ( R ) 1200 wird 1949 als Ersatz für die Saab 29 "Fliegende Tonne" gestartet. Während im Koreakrieg die jetgetriebenen Kampfflugzeuge der Supermächte aufeinandertreffen, diese sind zwischen 900 km/h und 1100 schnell, ist 1951 in Schweden Projekt 1200 für eine Flugleistung zwischen Mach 1,4 bis 1,5 vorgesehen. Weitere Forderungen an die Entwickler sind hohe Steigleistung, möglichst kurze Start-/Landebahnen und die Fähigkeit zum Betrieb auf Ausweichpisten (Autobahnen, Landstraßen). Mit ferngesteuerten Modellen (Projekt ( R ) 1250) und mit Windkanalmodellen in den USA wird aus mehreren möglichen Varianten der Doppeldelta - Flügel als günstigste Form ermittelt um die geforderten Leistungen zu errei chen. 1952 werden mit dem Model 210, einem 7-zehntel Modell des Draken, Flugversuche zur Ermittlung der endgültigen Form durchgeführt. Fast gleichzeitig durchbrechen 1953 Amerikaner und Sowjets die Schallgrenze mit Serienflugzeugen (F-100A, MiG-19), und starten Entwicklungsprogramme für Mach 2 Jäger (F-104, MiG-21). Im Oktober 1955 steigt der erste Draken, ein Vorserienmodell zu seinem Erstflug auf. Zu diesem Zeitpunkt ist der Draken mit dem Doppeldelta - Tragwerk das aerodynamisch fortschrittlichste Überschall-flugzeug der Welt, die technischen Probleme beim Überschallflug wie z.B. Grenz-schichtwanderung, Profilwiderstand und Flächenregel waren hervorragend gelöst. 1956 ist abzusehen das die geforderten Werte von 1951 bei Produktionsbeginn nicht mehr zeitgemäß sind, eine Reorientierung erwartet Leistungen im Bereich von Mach 1,7 - 1,8 mit Bewaffnung und Mach 2 ohne Außenlasten. 15. Februar 1958 der erste Serien - Draken J 35A hebt zu seinem Jungfernflug ab. Insgesamt beläuft sich die Zahl aller gebauten Draken auf 612 Stk. zwischen 1955 und 1977.
Konkurrenzvergleich Das amerikanische Jagdflugzeug F-104 "Starfighter" kommt 1958 in die Serienproduktion, es kann über 2000 km/h in 12000m Höhe halten. Die Leistungen im Jägerbetrieb erweisen sich aber als Mangelhaft, man merkt zu spät wie wichtig Reichweite, Wendigkeit, und ausreichend Platz für elektronisches Zubehör ist, es mangelt sogar an Geräten zur Zielerfassung - der Starfighter kommt Vietnam nie zu einem Abschuß. Erst die Umrüstung des Starfighters in einen Jagdbomber brachte einen zufriedenstellenden Erfolg. Die Rolle des Abfangjägers übernimmt die F-106 "Delta-Dart", ein Flugzeug das dem Draken ähnelt, bis Ende der 80er Jahre im Dienst der US - Nationalgarde bleibt und danach als Zieldrohne für Waffentests Verwendung findet. Starfighter sind heute noch in der Türkei, in Griechenland und Italien in Verwendung.
Das sowjetische Konkurrenzmuster ist die MiG-21, welche 1959 in den Dienst übernommen wird. Einige Geschwindigkeits- und Höhenweltrekorde werden von verbesserten Prototypen erreicht, die Maschine leidet aber unter einer erbärmlichen Reichweite. Die vielgerühmte Mach 2 Fähigkeit war im normalen Dienstbetrieb illusorisch, bei vollem Nachbrennerschub waren nur wenige Minuten Flugdauer möglich. Nur 2470 Liter passen in die internen Treibstoffbehälter, große Außentanks um diese Probleme zu mindern sind konstruktions-bedingt nicht möglich. Wegen Konstruktionsmängeln müssen noch dazu über 400 Liter immer in den internen Tanks bleiben da es sonst zu einer irregulären Schwerpunktverlagerung kommt. MiG-21 und Nachbauten sind noch in einigen Nachfolgestaaten des Warschauer Paktes, in einigen asiatischen und afrikanischen Staaten im Einsatz.
Technische Anpassung Nach dem Modell A folgen bis 1963 die Typen B,C,D,E und F. In diesen Modellen wurden Verbesserungen im Triebwerksbereich, im Elektronikbereich (Radar und Feuerleitsystem) und in der Bewaffnung verwirklicht, der Typ C wurde als Zweisitzer zur Pilotenausbildung gebaut, Typ E als Aufklärer mit 7 Fotokameras ausgestattet. Zwischen 1987 und 1991 wurden in Schweden insgesamt 66 Draken der Type F einer kompletten Generalüberholung unterzogen, mit diversen Verbesserungen vor allem im Elektronikbereich trägt diese Version die Bezeichnung J-35J. Gearbeitet wurde an einer Strukturverstärkung um bis zu vier 525 Liter Zusatztanks tragen zu können (Original 2), an Modifizierungen des Radarsystems, der Navigation, der Freund - Feind - Kennung und der Instrumente im Cockpit (Displays) und ein IRST - System (passives Infrarot Such- und Verfolgungssystem)mit ca. 25 km Reichweite wurde angebracht. Der Draken in Österreich
Den Höhepunkt bildete das "Anti-Draken-Volksbegehren" und der damalige Verteidigungsminister Lichal beschrieb die Diskussion sehr treffend mit den Worten "..die einen weinen, die anderen lachen...".Den schlechten Ruf als lauter, uralter Schrottflieger verursacht durch die Medien in Österreich wurde der Draken aber nie wieder los, und so reden bis heute viele Leute schlecht über ein Flugzeug das sie nicht einmal auf einem Bild erkennen. Für die schwedischen Konstrukteure und Techniker muß die Berichterstattung in Österreich einer schweren Beleidigung gleichgekommen sein, wie sagt man "Entschuldigung" auf schwedisch? Beschafft wurden 1985 gebrauchte Flugzeuge der Serie J 35D die zwischen 1960 und 1963 produziert wurden. Die Flugzeuge wurden in Schweden werksseitig generalüberholt, erhielten neue vogelschlagsichere Cockpithauben und eine neue Lackierung. Die Flugzeuge, jetzt bezeichnet als J 35Ö wurden nach vollzogener Ausbildung der ersten Piloten zwischen Mai 88 und August 89 nach Österreich geflogen und nahmen ihren Dienst auf. Trotz des ge-äußerten Wunsches nach Lenkwaffen für den Draken durch das Bundesheer wurden die Flugzeuge nur mit jeweils zwei 30mm Maschinenkanonen ausgeliefert. Diese Bewaffnung zeigte sich jedoch 1991 während der Jugoslawienkrise als unzureichend, daher wurden 1992 infrarotgelenkte Kurzstreckenraketen des Typs AIM-9 P3 "Sidewinder" aus schwedischer Produktion beschafft, die Verkabelung der Flugzeuge für diesen Lenkwaffentyp war schon beim Ankauf eingebaut.
Ein in der Öffentlichkeit sehr breitgetretenes Thema war die Anzahl der österreichischen Piloten für den Draken. Erst ab 1993 war genug Personal vorhanden um mit allen Maschinen permanent zu fliegen. Die wichtigsten Gründe für den Pilotenmangel sind die hohen Anforderungen an den Piloten im Bezug auf das fliegerische Können, die kosten- und zeitintensive Ausbildung und die gegenüber Zivilpiloten doch sehr dürftige Bezahlung. Ein Milizpilotensystem, wie es die Schweiz besitzt, hätte die Engpässe bei der Anzahl der Piloten vielleicht mindern können. Immer wieder wurden kleine Verbesserungen in die Maschinen integriert, die bisher letzte Modifikation der Maschinen betraf die Radarwarngeräte, eine verbesserte Generation wurde ab 1996 in die Flugzeuge eingerüstet. Natürlich hat der Draken mit zunehmendem Alter so seine Probleme. Die Ericsson PS-03 Feuerleitanlage ist absolut nicht mehr zeitgemäß und gegenüber modernen Maschinen ist der Draken um einiges schwerer zu fliegen und zu warten. Um so beeindruckender ist die Statistik der Bundesheer-Draken. Seit 1986 haben die österreichischen Draken ca. 15000 Starts und Landungen und ca. 11000 Flugstunden absolviert. Allein an diesen zwei Zahlen können die Leistungen der Piloten und Techniker des Bundesheeres gemessen werden, der internationale Durchschnitt bei Flugunglücken mit Militärmaschinen wurde damit bereits um mehr als das doppelte übertroffen. Noch bis etwa 2005 werden die Draken zu betreiben sein bevor die maximal zulässige Anzahl an Flugstunden pro Maschine erreicht sein wird.
TechnikSaab J-35OE
Die Luftbremse besteht aus 4 kleinen Bremsklappen von denen je eine auf der Ober- und Unterseite links und rechts am Rumpf angeordnet ist die sich bis auf ~80°abspreizen. Hydraulisch betätigtes Dreibenfahrwerk mit hydraulisch betätigten Bremsen, unter dem Heck ist ein Stützfahrwerk mit Zwillingsrädern angebracht. Der Hydraulikdruck für Klappen/Ruder/Fahrwerk wird über zwei separate Systeme zur Verfügung gestellt, Strom liefert ein motorbetriebener 20kVA Generator der den Draken unabhängig von externen Stromquellen macht. Ein mit Fahrtwind betriebener, automatisch ausfahrbarer Hydraulik- und Elektrikgenerator stellt bei völligem Triebwerksversagen die Versorgung mit 3,5kVA elektrischen Strom und Hydraulikdruck für eine Notlandung sicher. Ein Bremsfallschirm für Kurzlandungen ist in einem Gehäuse über dem Triebwerk angebracht Die Kapazität der internen Treibstofftanks beträgt 2764 Liter oder 2210 kg und kann mit 2 Außentanks unter dem Rumpf um insgesamt 1050 Liter bzw. 844kg erweitert werden.
Avionik Ericsson PS-03 Feuerleit- und Radaranlage, Funkgeräte und ein Radarwarnempfänger.
Cockpit Für die Österreichversion wurde während der werksseitigen Generalüberholung eigens neue vogelschlagsichere Cockpithauben installiert. Die Piloten sitzen auf einem nach hinten geneigten Saab 73SE-F Schleudersitz um die G - Belastung des Piloten zu verringern, ein Notausstieg ist zwischen 100km/h und 1100km/h vom Boden bis in große Höhen möglich.
Einsatz Der Draken fand hauptsächlich als Jäger Verwendung, er wurde aber auch mit Luft/Boden Bewaffnung als Jagdbomber oder mit Kameras als Aufklärer eingesetzt.
Kampfeinsätze Aufgrund der exponierten Lage Schwedens kam und kommt es oft zu Begegnungen mit früher sowjetischen jetzt russischen Kampfflugzeugen über der Ostsee. Kampfhandlungen haben aber nie stattgefunden.
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