Die Geschichte des Fliegerhorstes Langenlebarn von

1936 bis 2000

Kurzversion aus der Dissertation von Herrn Dr.Mag. Hubert Prigl.

Anmerkung: Das Hakenkreuz ist ein Symbol dieser Epoche und dient der historischen Korrektheit.

 

Teil VIII

 

Die Jahre 1947 bis 1049

 

 

Am 1. Februar 1947 wurde die Army Postanschrift von APO 400 auf APO 777 geändert.

 

Die Zahl der Piloten wurde ab Mai 1947 diesem Monat stark reduziert:

 

Februar 1947:

März 1947:

April 1947:

Mai 1947:

Juni 1947:

Dezember 1947:

53 Piloten davon waren 27 Kopiloten

54 Piloten davon waren 27 Kopiloten

42 Piloten davon waren 17 Kopiloten

39 Piloten davon waren 15 Kopiloten

36 Piloten

33 Piloten davon waren 13 Kopiloten

 

Am 7. September 1947 übernahm Colonel Dale D. Fisher das Kommando über den Flugplatz Tulln/Langenlebarn. Colonel Davis kehrte mit seiner Frau nach Amerika zurück.

 

Mit Wirkung 18. September 1947 wurde die US Air Force als eigene Waffengattung geschaffen. Die am Flugplatz Tulln Air Base stationierten Einheiten, die bis zu diesem Zeitpunkt Bestandteil des US Army Air Corps waren, wurden nun zu Einheiten der neuen US Air Force. Vorerst waren die Veränderungen nur auf dem Papier spürbar. Die Bezeichnung des Flugplatzes lautete nun „USAF Station Tulln/Vienna“.

 

Am 15. Oktober wurden alle Flüge in die Balkanhausstädte gestrichen. Gleichzeitig mussten alle Außenstellen des AACS geräumt werden, und das Personal kehrte nach Langenlebarn zurück.

 

Im Oktober 1947 wurde Lt. Colonel Charles Sawyer nach Langenlebarn versetzt. Er übernahm die Funktion des Deputy Commanding Officers.

 

Besondere Ereignisse am Flugplatz im Jahr 1947

 

Die strenge Winter zur Jahreswende 1946 auf 1947 hatte auch für die Soldaten und deren Dienst große Auswirkungen. Da neben der Straßenverbindung auch die Zugstrecke von und nach Wien tagelang blockiert war, traten am Flugplatz erste Versorgungsprobleme auf. Aus Wettergründen musste eine Vielzahl der Flüge gestrichen werden. Mit den beiden am Flugplatz vorhandenen Schneepflügen und einem Bulldozer wurde versucht, wenigstens die Start- und Landebahn, die Rollwege und die Hauptverbindungsstraßen am Flugplatz freizuhalten.

Der neue Base Commander Colonel Dale D. Fisher

Der Dauereinsatz dieser drei Fahrzeuge führte aber dazu, dass die Geräte ständig gewartet werden mussten. Die Verschleißteile und Betriebsstoffe wurden im Februar 1947 knapp. Am 27. Februar 1947 war die Tulln Airbase völlig von der Außenwelt abgeschnitten.

 

Im Februar ereignete sich ein Flugunfall, beim Start stürzte beim Start ein Verbindungsflugzeug vom Typ L-5 ab. Der Pilot kam mit dem linken Fahrwerk in einen Schneehaufen. Der Pilot, Major John W. Oswalt, Commanding Officer der USFA Flight Section in Wien, und sein Fluggast die Tochter von General Clark, blieben bei diesem Unfall unverletzt.

 

Durch das andauernd schlechte Wetter mussten viele Flüge gestrichen werden und teilweise musste der Flugdienst völlig eingestellt werden. Obwohl zwei Schneepflüge und ein schwerer Bulldozer eingesetzt wurde konnte die Straßen, die Rollwege und die Start- und Landebahn nicht freigehalten werden. Im März besserte sich das Wetter wieder und die Zahl der Flüge stieg stark an. Auch die Flüge in die Hauptstädte des Balkans wurden wieder aufgenommen.

 

Im Laufe des Monats Februar 1947 landeten eine große Anzahl amerikanischer Militärs und Politiker in Langenlebarn. Gleich am 1. Februar landeten General Joseph T. McNarney, kommandierender General der USFET, Lt. General Geoffrey Keyes, Major General Robertson und Brigadier General Ralph Tate am Flugplatz.

 

Die am Flugplatz festgehaltenen 198 deutschen Kriegsgefangene wurden am 7. Februar 1947 entlassen und das Kriegsgefangenenlager geschlossen. Im Februar 1947 wurde begonnen das Wachgebäude an der Flugplatzeinfahrt umzubauen.

Transportflugzeug vom Typ Douglas C-47 vor dem Objekt 52

 

Die 116th AACS Squadron

Im Jänner 1947 wurde Captain Edwin Keith Personal Officer der 116th AACS Squadron.

 

Im Dezember 1947 wurden an österreichische Zivilbedienstete des Flugplatzes CARE-Pakete verteilt.

 

Detachment 18th Weather Squadron

Anfang Dezember 1947 hatte die Einheit eine Stärke von zwei Offizieren und 16 Soldaten. Am 20. Dezember wurde das Trainingsprogramm für die Einschulung österreichischer Meteorologen auf die Rawinsonde abgeschlossen. Die Einschulung wurde von Lt. Harold Graf von der 5th Weather Group durchgeführt.

 

Die 7909th Air Force Base Unit

Mit General Order Nummer 102 vom 16. Dezember 1947 wurde die Umstrukturierung der amerikanischen Fliegerkräfte in Europa abgeschlossen. Mit Stichtag 20. Dezember 1947 wurde die 7909th Air Force Base Unit unter dem Kommando von Colonel Dale D. Fisher aufgestellt. Am selben Tag wurde das EATS aufgelöst und der Flugplatz direkt dem Kommando der United States Air Force in Europa unterstellt.

 

Die 58th AACS Group und die 117th AACS Squadron wurden mit Wirkung 15 März 1947, 24 Uhr aufgelöst.

Die 116th AACS Squadron sollte verstärkt werden. Sitz des Kommandos sollte nicht der Flugplatz Langenlebarn sondern Wien sein. Colonel Reed fuhr persönlich nach Wien um sich ein Bild von der Situation zu machen. Dies wurde jedoch vom USFA abgelehnt.

Geplant war in der ersten Märzwoche das Kommando der 116th AACS Squadron nach Kauf­beuren zu verlegen. Lt. Woodbury Rand fuhr von Langenlebarn nach Kaufbeuren um die Örtlichkeiten zu besichtigen. Er kehrte nach Langenlebarn zurück und wurde SIO.

 

Das Kommando der 116th AACS Squadron wurde Mitte März 1947 von Langenlebarn nach Kaufbeuren verlegt. Langenlebarn wurde nun Sitz eines Detachment.

 

Im Juli 1947 wurde die 116th AACS Squadron in 160th AACS Squadron umbenannt.


Anlässlich des Air Force Day am 1. August 1948 wurde vom AFN eine Sendung vom Flugplatz übertragen.

 

Der schwere Flugunfall am 19. Februar 1947

 

Am 19. Februar 1947 kam es bei einem Routineflug von Langenlebarn nach München zu einem tragischen Flugzeugunfall.

Die Besatzung des Flugzeuges bestand aus:

- Pilot  1st Lt. Walter T. Galligan

- Copilot 2nd Lt.  Donald W. Morell

- Flugingenieur Pfc James F Carwile

- Fluggast Captain John Lawlor

 

Bei der Blindfluglandung auf den Flugplatz von München stürzte eine amerikanische Transportmaschine vom Typ Douglas C-47 mit der Serialnummer 42-93723 infolge einer plötzlichen Windböe ab. Alle vier Insassen wurden verletzt. Der Pilot 1st Lt. Walter Galligan erlitt Ver­letzungen im Gesicht, der Copilot 2nd Lt. Morell brach sich ein Bein und der Flugingenieur Pfc. James Carwile zog sich Verletzungen am Kopf zu. Der im Cockpit mitfliegende Commanding Officer der 81st Airdrome Squadron Captain John Lawlor zog sich beim Aufprall des Flugzeuges am Boden schwere Kopfverletzungen zu, weil er mit dem Kopf gegen die Cockpitwand geschleudert wurde. Er verstarb noch auf dem Transport ins Krankenhaus an den schweren Kopfverletzungen.

 

 

Die zweite Österreichreise von Herbert Hoover vom 12. bis 14. Februar 1947

 

Am Mittwoch den 12. Februar 1947 traf im Auftrag des amtierenden amerikanischen Präsidenten Truman der amerikanische Ex-Präsident Herbert Hoover zu seinem zweite Österreichbesuch in Wien ein. Wie schon bei seinem ersten Besuch im April 1946 war auch nun wieder die angespannte Ernährungslage in Europa Grund für die Reise von Herbert Hoovers. Der amerikanische Politiker kam mit dem Zug aus Stuttgart und wurde am Bahnhof vom amerikanischen General Keyes und vom österreichischen Bundeskanzler Figl empfangen. In Begleitung von Herbert Hoover befand sich eine Vielzahl von Wirtschaftsexperten.

 

Im Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Wien führte Herbert Hoover Gespräche mit österreichischen Politikern und Vertretern von Hilfsorganisationen. Am Abend fand im Hotel Bristol ein Empfang zu Ehren von Herbert Hoover statt.

 

Am Freitag den 14. Februar 1947 reiste Herbert Hoover vom amerikanischem Flugplatz Tulln/ Langenlebarn nach Rom. ab


 

Die Reisen von General Mark Clark im Februar und März 1947

 

General Clark benützte den Flugplatz ständig für seine Auslandreisen. Am 26. Februar kehrte General Clark und Außenminister Gruber von der Konferenz der Sonderbeauftragten aus London zurück, am Flugplatz wurde er von Lieutenant General Keyes und Brigadier General Balmer begrüßt.

 

Während der Moskauer Verhandlungen, an denen General Clark und sein Stab teilnahmen, führten Piloten des Flugplatzes viele Flüge von Langenlebarn nach Moskau und zurück durch. Die Flüge wurden durchgeführt mit der persönlichen Reisemaschine des Generals, einem umgebauten Bombers vom Typ Boeing B-17, und einem Transportflugzeug vom Typ Dougals C-47.

 

Am Freitag den 7. März flog General Clark, an Bord eines Transportflugzeuges vom Typ Boeing B-17, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern vom Flugplatz Tulln/Langenlebarn zu den Verhand­lungen nach Moskau ab. Während einer Verhandlungspause kehrte General Clark nach Österreich zurück. Er landete am 11. April um 17 Uhr 20 am Flugplatz Tulln/ Langenlebarn.

Das persönliche Reiseflugzeug von General Clark

nach der Rückkehr von Moskau

 

Der Kommandantenwechsel am 10. September 1948

 

In dieser schwierigen Zeit kam es am Flugplatz zu einem Kommandantenwechsel. Am 10. September 1948 übergab Colonel Dale Fisher das Kommando an Lt.Colonel Charles Sawyer *. Colonel Fisher wurde wegen der Berliner Luftbrücke nach Deutschland versetzt.

 

* Lt.Colonel Charles Sawyer war während des Zeiten Weltkrieges Angehöriger der berühmten „Flying Tigers“, die in China gegen die Japaner kämpften. Er konnte dabei einige Luftsiege erringen.

 

 

Am 10. Dezember 1948 wurde die Unterstellung der Tulln Air Base unter die 61st Troop Carrier Wing aufgehoben und direkt dem HQ der USFA unterstellt.

Der neue Flugplatzkommandant Lt. Colonel Charles W. Sawyer

Das „Leben“ auf der Tulln Air Force Base im Jahr 1948

 

Am 20. Jänner 1948 war die Tulln Airbase nach einem Schneesturm für 48 Stunden völlig von der Außenwelt abgeschnitten.

 

Im Februar wurden die Malerarbeiten in den Unterkünften abgeschlossen. Anschließend wurden die Gebäude außerhalb des Flugplatzes ausgemalt.

 

Im Februar fand eine Generalreinigung der Airbase von Abfällen, Altmaterial und Gerümpel statt. Das gesammelte Material wurde getrennt und im Materiallager gelagert. In die Reinigungsarbeiten wurden auch die Dachböden und Kellerabteile der Unterkünfte einbezogen. Das Sammeln von Altpapier und Dosen wurde ab nun regelmäßig durchgeführt. Diese Arbeiten wurden hauptsächlich von Gefangenen aus dem Wachlokal durchgeführt.

 

 

 

Aufräumungsarbeiten am Flugplatz

 

 

gesprengter Flugzeughangar mit Müll und Resten des Krieges

 

gesprengter Flugzeughangar nach Abschluss der Aufräumungsarbeiten

 

Am 20. September fand für Wiener Waisenkinder eine Feier am Flugplatz statt. Die Kinder erhielten Geschenke die durch Sammlungen und Spiele am Flugplatz erzielt wurden.

 

Im September wurde die Krankenstation für Zivilbedienstete vorübergehend geschlossen. Als Ersatz für die entlassene Krankenschwester* wurde Katherina Weiss gefunden, und so konnte die Station im Oktober wieder eröffnet werden.

* Ihr war die Mitgliedschaft in der NSDAP nachgewiesen worden.

 

Bei Arbeiten an einer Kraftstoffleitung beim Mannschaftsspeisesaal zog sich der Zivilbedienstete Karl Jonas schwere Brandverletzungen zu. Jonas gelang es mit brennender Kleidung vor die Offiziersmesse zu laufen, von herbeieilenden Soldaten wurde das Feuer mit Wasser gelöscht. Um seine starken Schmerzen zu lindern, wurde ihm Morphium verabreicht. Nach einer Erstversorgung wurde Karl Jonas in das Allgemeine Krankenhaus nach Wien überstellt. Der nächste Unfall ereignete sich am 25. September auf der Straße von Wien zum Flugplatz.

Wiener Waisenkinder am Fliegerhorst

 

Mit einem Jeep verunglückte Private Erwin E. Laukala. Er wurde in das 110th Army Hospital eingeliefert.Im Oktober war Wilmae Dennison Service Club Direktorin, Louise Lee Grimes war die Programmdirektorin und Barbara Germüller und Elisabeth Kliegl arbeiteten in der Bibliothek.

 

 

Die Weihnachtsfeiern am Flugplatz im Jahr 1948

 

Am 22. Dezember fand das alljährliche Weihnachtsfest für die Kinder des Wiener Waisenhauses und der Umgebung des Flugplatzes statt *. Die Weihnachtsfeier für die Kinder der amerikanischen Soldaten der Airbase fand am 25. Dezember statt.

* Die 60 Waisenkinder wurden in der Offiziersmesse und die übrigen 350 anderen Kinder im Mannschaftsspeisesaal bewirtet.

 

Wiener Waisenkinder warten auf die Ankunft des Weihnachtsmannes

Wiener Waisenkinder warten auf die Ankunft des Weihnachtsmannes

 

Wiener Waisenkinder warten auf die Ankunft des Weihnachtsmannes

 

Ankunft des Weihnachtsmannes

 

 

Lt.Colonel James B. Morris mit den Wiener Waisenkindern

 

Lt.Colonel James B. Morris mit den Wiener Waisenkindern

 

Weihnachtsfeier für Kinder der Umgebung am 22. Dezember 1948

 

Weihnachtsfeier für Kinder der Umgebung am 22. Dezember 1948

 

Weihnachtsfeier für Kinder am 22. Dezember 1948

 

 

 

 

Lt. Faber mit den Wiener Waisenkindern am 22. Dezember 1948

 

Die 60 Waisenkinder wurden in der Offiziersmesse und die übrigen 350 anderen Kinder im Mannschaftsspeisesaal bewirtet.

 

 

Der Brand im Tower in der Nacht vom 8. auf den 9. April 1948

 

Durch ein defektes Heizgerät brannte der Tower am Dach des Objekts 52 in der Nacht vom 8. auf den 9. April 1948 völlig aus. Der Schaden betrug ca. 5.600 Dollar.

 

 

 

Der völlig ausgebrannte Tower am Dach des Objektes 52 und der „neue“ Kontrollturm

 

Schon in der Nacht vom 19. auf den 20. April brannte es auf der Airbase wieder. Im Senderaum, der im 1. Stock des Kommandogebäudes lag war ein Brand ausgebrochen der aber rasch entdeckt und gelöscht wurde. Der Schaden war mit 650 USD gering.

  

Die Schließung der Radio Range am 9. April 1948

 

Im Laufe des Jahres 1947 nahmen die Spannungen zwischen den amerikanischen und den sowjetischen Soldaten bezüglich der Peilstation zu. Die Sowjetunion forderte die sofortige Schließung der Station. Erst der persönliche Einsatz von General Curtis LeMay, der zu Gesprächen von Wiesbaden nach Langenlebarn flog, entschärfte vorerst die Situation.

 

Zu Jahresbeginn 1948 verschärften sich die Spannungen zwischen der Sowjetunion und Amerika wieder. Am 3. April 1948 informierte das sowjetische Oberkommando den amerikanischen Base Commander, dass alle, außerhalb des Flugplatzes gelegenen Einrichtungen, innerhalb einer Woche abzubauen seien. Dies betraf sowohl die Radio Range an der Staasdorfer Straße als auch die beiden Sende- und Empfangsanlagen westlich und östlich des Flugplatzes. Trotz Einschaltung des amerikanischen Hochkommissars konnte die Schließung der Radio Range nicht verhindert werden. Einziger Verhandlungserfolg war, dass die Sendestation westlich des Flugplatzes, die über einen kleinen Feldweg zu erreichen war, und die Empfängerstation an der Straße nach Königstetten nicht geräumt werden mussten, obwohl auch diese außerhalb des eigentlichen Flugplatzbereiches lagen.

Funkanlage in der neuen Empfangsstation

 

Am 9. April begannen die amerikanischen Soldaten um 8 Uhr mit dem Abbau der Radio Range und dem Rücktransport auf den Flugplatz. Der komplette Abbau der Anlage wurde am 10 April um 18 Uhr abgeschlossen. Nach einer Aufstellung von Alvie E. Myers wurden folgende Be­standteile der Radio Range abtransportiert:

- 2 BC 446-J Radio Range Transmitters (Sender)

- 2 BC 400 Marker Beacon Transmitters (Sender)

- 2 PE 205-A Diesel Electric Power Generator Units (Dieselaggregate)

- 1 Pre-fabricated Building (Fertigteilhaus)

- 5 70 foot poles and associated antennas (Antennen)

 

Im südlichen Bereich des Flugplatzes, am Ende der Eisenbahngleise, wurde ein geeignetes Gelände für eine neue Radio Range gefunden und sofort mit den Bauarbeiten begonnen. Nach wenigen Tagen konnte die Anlage in Betrieb genommen werden.

 

 

Probleme mit sowjetischen Soldaten während der Berlinblockade

 

Am Donnerstag den 1. April 1948 spitzte sich die Lage in Europa zu, in Berlin blockierte die Rote Armee alle Zufahrtswege in die westlichen Zonen. Die Westalliierten mussten ihre Truppen und die Einwohner der Millionenstadt Berlin über den Luftweg versorgen. Mit Blick auf Berlin wurde den Westalliierten ihre aussichtslose Lage in Wien klar. Im Gegensatz zu Berlin hatten die Westalliierten im Wiener Stadtgebiet keine leistungsfähigen Flugplätze. Die beiden Behelfsflugfelder, die sich in der britischen und in der amerikanischen Besatzungszone befanden, waren nur für kleine Verbindungsflugzeuge geeignet. Sollte Wien für längere Zeit von der Roten Armee blockiert werden, gab es Pläne, in Heiligenstadt ein leistungsfähiges Flugfeld anzulegen.

 

Es hatte den Anschein, als sollten sich die Befürchtungen des Westalliierten bewahrheiten.

Anfang April forderte der sowjetische Generaloberst Kurasov plötzlich von den Amerikanern, einen Sender, der außerhalb des Flugplatzgeländes nahe Tulln aufgestellt war, zu entfernen.

An den Zonengrenzen verstärkten die sowjetischen Kontrollposten ihre Personen- und Fahrzeugkontrollen. Weitere alarmierende Anzeichen waren ständige Verlegungen von Einheiten der Roten Armee. Nach einigen Tagen der höchsten Anspannung normalisierte sich die Lage im Wiener Raum und an den Demarkationslinien wieder. Die befürchtete Blockade Wiens blieb jedoch aus. Die Absperrungen der Zonengrenzen wurden zwar aufgehoben, aber die „kleinen“ Schikanen innerhalb der sowjetischen Zone gegenüber Westalliierten nahmen sogar noch zu. Besonders anfällig für sowjetische „Einfälle“ waren die Straßenkorridore von den westlichen Flugplätzen nach Wien. Besonders auf der Straßenverbindung vom Flugplatz Langenlebarn nach Wien kam es im Jahr 1948 zu besonders vielen Zwischenfällen, die aber durch besonnene Offiziere und Soldaten von beiden Seiten ohne Gewalt gelöst wurden. Einen dieser Zwischenfälle teilte mir Frau Emilie Cabrera folgendermaßen mit:

 „... Spannungen zwischen Russen und Amerikanern gab es immer wieder. Einmal sperrten die Russen die Landstraße Wien - Langenlebarn ab, und die Amerikaner mussten über einen anderen Weg (Umweg) nach Wien fahren. Ein anderes Mal ließen sie amerikanische Autos auf der Straße Tulln - Wien nicht weiter fahren. Lt. Spoon war darüber so empört wie er dies hörte, dass er seine Pistole umschnallte und an die angegebene Stelle fuhr, an der die amerikanischen Autos auf Weiterfahrt warteten. Dort hat er mit russischen Soldaten diskutiert, die danach die Sperre wieder aufgehoben haben und alle Fahrzeuge weiterfahren ließen...“

 

Über diesen Zwischenfall wurde auch von der Zeitung „Wiener Kurier“ am 16. April 1948 auf Seite 8 unter der Schlagzeile:

 

„Sowjetrussen kontrollierten Zufahrt von Wien zum US-Flugfeld in Tulln“

 

berichtet:

„... In einer unerwarteten Änderung ihrer Taktik errichteten die Russen gestern Straßensperren auf der Korridorstrecke zum Flughafen Tulln und isolierten damit diesen...

... Der Verkehr auf der Korridorstraße nach Tulln war gestern praktisch zum Stillstand verurteilt. Die russische Straßensperre nach Tulln wurde von einem Offizier, vier Mann und einem Zivil­dolmetscher besetzt. Vom Flughafen wird berichtet, dass der größte Teil des Personals bis zur Klärung der Lage dort verbleiben werde ...“

 

Die sowjetischen Posten an der Straßensperre verlangten von den amerikanischen Soldaten, dass diese ihre „Grey Pass“ vorzeigen sollten. Dieser Ausweis, der an die westalliierten Soldaten aus­gegeben worden war, war notwendig, um die Demarkationslinien überschreiten zu können. Nach den interalliierten Abkommen war die Benützung der Straße von Langenlebarn nach Wien ohne „Grey Pass“ möglich. Die amerikanischen Soldaten verweigerten das Vorzeigen ihres „Grey Pass“. Um größere Probleme zu vermeiden, wurden verstärkt die Franz Josefs Bahn und das kleine Flugfeld in Heiligenstadt benützt.

 

„Grey Pass“ von Cpl. Alvie E. Myers

 

 

 

 

Ein amerikanischer Fotograf der Associated Press, der mit einem amerikanischen Militärjeep unterwegs war, um die Straßensperre zu fotografieren, wurde von den Soldaten festgenommen und mehrere Stunden verhört. Nachdem sie ihm den Film abgenommen hatten, ließen sie ihn wieder frei.

 

 

Die Ankunft amerikanischer Politiker, Militärs und Schauspieler im Jahr 1948

 

Am Freitag den 12. März 1948 traf der amerikanische Pater Flanagan, aus New York, kommend gemeinsam mit Oberstleutnant Nuwer und seinem Sekretär Norton am Flugplatz Tulln ein. Er kam in seiner Funktion als amerikanischer Sachverständiger für Jugenderziehung nach Österreich. In den folgenden Tagen besuchte Pater Flanagan mehrere österreichische Politiker und trat anschließend eine Besichtigungsreise der amerikanischen Zone in Westösterreich an.

Pater Flanagan bei seiner Ankunft am Flugplatz

Am 3. August 1948 traf der bekannte amerikanische Schauspieler Wallace Beery zu einem Kurzbesuch in Wien ein. Beery wurde am Flugplatz Tulln/Langenlebarn vom damaligem Flugplatzkommandanten Colonel Dale Fisher und Lt.Colonel Charles Sawyer begrüßt.

Der Schauspieler Wallace Beery und seine Begleitung vor dem

Mannschaftsspeisesaal (Enlisted Men`s Mess)

Im September traf eine Gruppe amerikanischer Politiker unter der Führung von Senator Everett N. Dirksen in Langenlebarn ein.

 

 

Senator Dirksen und Colonel Fisher vor dem Abfertigungsgebäude

 

Am 16. Oktober 1948 besuchte der amerikanische UNO-Delegierte John Foster Dulles Österreich. Dulles, der in den folgen Jahren mehrmals in Langenlebarn landete, wurde am Flugplatz von John G. Erhardt begrüßt.

 

 

Ankunft von John Foster Dulles am Flugplatz Tulln/Langenlebarn

 

 

Am 27. September 1948 kam der amerikanischen Brigadiers Gilkeson in Langenlebarn an.

Lt.Colonel Sawyer mit einem amerikanischen General am 7. Oktober 1948

Der Kommandant des Flugplatzes Lt.Colonel Sawyer bei der Vorstellung der Offiziere

Lt.Colonel Sawyer mit einer amerikanischen Diplo-matenfamilie am 17. August 1948

 

Die Verlegung amerikanischer Transportflugzeuge von Langenlebarn nach Deutschland während der Berlinblockade

 

Nachdem die Sowjetunion alle Straßen- und Eisenbahnverbindungen von und nach Westberlin unterbrochen hatte, begannen die Westalliierten mit der Versorgung der Berliner Bevölkerung aus der Luft. Das Hauptgewicht dieser Luftbrücke trugen die Amerikaner, die den Großteil ihrer Transportflugzeuge für diese Luftbrücke einsetzten. Für die Angehörigen des Flugplatzes Tulln/ Langenlebarn bedeutete dies, dass Besatzungen und Flugzeuge von Langenlebarn nach Deutschland verlegt werden sollten. Der zu diesem Zeitpunkt auf dem Flugplatz Langenlebarn statio­nierte Pilot Walter T. Galligan beschreibt den Tag der Verlegung wie folgt:

 „... Am letzten Sonntag im Juni 1948 [ 27. Juni ] besuchte ich mit meiner Frau Irene die Heilige Messe am Flugplatz. Nachdem wir die Kirche verlassen hatten, sprach uns der Offizier vom Tag mit der kryptischen Meldung an: „Da ist ein Notfall in Berlin. Sie brauchen alle unsere Transportflugzeuge vom Typ C-47 eine Zeitlang für den Transport von Lebensmitteln von Wiesbaden nach Berlin“.

Ich hatte gerade noch soviel Zeit, um mir eine Fliegerkombination zu besorgen, und um für meine Frau Irene die Heimfahrt nach Wien zu organisieren, bevor die Besatzungen von drei oder fünf C-47 nach Wiesbaden abflogen.

Wir erreichten Wiesbaden bei sehr schlechtem Wetter, es regnete und es war nebelig. Nachdem die Flugzeuge gelandet waren, kamen sofort Lastwagen voll Lebensmittel, Kohle und Zeitungen. Während die Flugzeuge beladen wurden, brachte man die Besatzungen zum Informationszentrum, um den Flug nach Berlin abzusprechen. Nach den Besprechungen, in der Zwischenzeit waren die Flugzeuge beladen worden, rollten wir zur Startbahn und warteten auf die Freigabe. Da das Wetter in Berlin noch schlechter war als in Wiesbaden, mussten wir auf die Freigabe warten. Dann erfolgte der Abflug mit dem Ziel Tempelhof Airport in Westberlin.

Gleich nach der Landung am Flughafen Tempelhof wurde die Maschine entladen, mit Gegenständen, die aus Berlin ausgeflogen werden sollten, beladen, und nach Abschluss der Beladung erfolgte sofort der Rückflug nach Wiesbaden.“

 

Die Besatzung eines amerikanischen Transportflugzeuges vor dem Abflug nach Wiesbaden
 

Von Langenlebarn wurden vier Besatzungen nach Frankfurt und Wiesbaden verlegt. Die Be­satzungen wurden wöchentlich ausgetauscht. Für die Tulln Air Base bedeutete die Verlegung der Transportflugzeuge ein starkes Absinken der Flugbewegungen. Obwohl der Großteil der amerikanischen Transportflugzeuge vom Typ Douglas C-47 nach wenigen Wochen durch Großraumtransportflugzeuge vom Typ Douglas C-54 ersetzt worden waren, wurden die meisten Transportflugzeuge vom Typ Douglas C-47, die zuvor in Tulln stationiert gewesen waren, nun auf andere Flugplätze verlegt. Ende Oktober waren noch vier Douglas C-47 Transportflugzeuge am Flugplatz stationiert.

 

Gleichzeitig mit der Blockade von Westberlin mussten die Amerikaner auch einen Großteil ihrer Versorgungsflüge in die Hauptstädte der Balkanländer einstellen, da die Sowjetunion begann ihren „Block“ abzuriegeln. Ab diesem Zeitpunkt verlor der Flugplatz seine besondere Bedeutung als Versorgungsflugplatz der amerikanischen Missionen am Balkan.

 

An der Berliner Luftbrücke nahmen 34 Piloten von der Tulln Airbase teil, sie absolvierten insgesamt 907 Stunden und 45 Minuten. Die Blockade von Westberlin dauerte bis zum 12. Mai 1949.

 

 

Der Flugplatz 1949

 

Die personellen und organisatorischen Veränderungen im Jahr 1949

 

Zu Jahresbeginn 1949 befanden sich:

 

- 7360th Base Complement Squadron           Lt.Colonel Charles Sawyer

- Det.18-49 18th Weather Squadron             Major George H. Caylor

- 1948th AACS Squadron                             Captain Edwin T. Keith

 

am Flugplatz.

 

Lt.Colonel Charles Sawyer mit Offiziren und Soldaten

der 7360th Base Complement Squadron (a0308)

Soldaten der 7360th Base Complement Squadron mit dem neuen Schild

 

 

Kommandant der 7360th Base Complement Squadron war Captain Glen E. Pennywitt. Die Einheit hatte mit Stand 30. April 1949 eine Stärke von 40 Offizieren und 253 Soldaten. Mit General Order 56 vom 14. April 1949 wurde die bisherige Headquarter und Headquarter Squadron der 7360th Air Base Group (ABG) in 7360th Base Complement Squadron (BCS) umbenannt und das gesamte Personal am 6. Mai 1949 in die neue Einheit überführt.

 

Als Folge der Umgliederung im Mai 1949 musste im August die Anzahl des zivilen und militärischen Personals stark reduziert werden. 125 Zivilbedienstete mussten entlassen und 94 Soldaten versetzt werden. Diese starke Personalreduktion führte in verschiedenen Bereichen zu großen Problemen, besonders spürbar im Bereich der Flugplatz Feuerwehr. Die Civilien Mess wurde mit Wirkung 31. August geschlossen.

 

Am 8. August übersiedelten der Base Commander und der Base Adjutant vom Kommandogebäude in das Abfertigungsgebäude. Der Sergeant Major, die Personal Administration Section, das Message Center, die Record Station und die Publications and Reproductions Section wurden in den J-Block des Objektes 16 verlegt. Im September musste der „Zwiebelturm“ aufgrund seines schlechten Bauzustandes renoviert werden.

 

Am 30. August 1948 wurde die Tulln Air Force Base in Tulln Air Base umbenannt. Ab 1. September 1949 lautete die offizielle Bezeichnung des Flugplatzes: „Headquarters Tulln Air Base 7360th Base Complement Squadron“.

 

Im Oktober wurde bekannt, dass die Mannschaftsstärke der 7360th Base Complement Squadron bis Jahresende auf 9 Offiziere und 133 Soldaten reduziert werden muss. Durch die Reduktion des Zivilpersonals wurde am 15. Oktober der Posten des Civilian Personnel Officers gestrichen. Die Posten des Legal Officer, des Intelligence Officer und des P.I. Officers wurden aufgelassen.

 

Lt.Colonel James B. Morris vor seinem “neuen” Hauptquartier im Abfertigungsgebäude

Das neue Dienstfahrzeug des Base Commanders

 

  

Am 19. Dezember erhielt der Base Commander einen 1949 Chevrolet Staff Car als Dienstfahrzeug zugewiesen.

 

Mit Jahresende 1949 befanden sich:

 

- 7360th Base Complement Squadron           Lt.Colonel James B. Morris

- Det.18-49 18th Weather Squadron             Captain Harold O. Bergman

- 1948th AACS Squadron                             1st Lt. Stephen Yokopenic

 

am Flugplatz.

 

 

Kommandantenwechsel im Juli 1949

 

Im Sommer 1949 fand ein Kommandantenwechsel am Flugplatz statt. Nach nur 10 Monaten an der Spitze des Flugplatzkommandos gab der besonders beliebte Lt.Colonel Charles Sawyer sein Kommando ab. Mit Wirkung 6. Juli 1949 übergab Lt. Colonel Charles Sawyer seinen Posten an Lt. Colonel James Morris.

 

Lt.Colonel Charles Sawyer bei seiner Abschiedsfeier im Juli 1949

 

Überreichung eines Abschiedgeschenks für Lt. Colonel Sawyer

 

 

amerikanische Militärkapelle vor dem Kommandogebäude

Verabschiedung von Lt.Colonel Sawyer vor dem Abfertigungsgebäude

 

Die Einheiten der 7360th Air Base Group (7360th Base

   Complement Squadron) im Jahr 1949

 

Krankenstation (Base Dispensary)

Die Krankenstation des Flugplatzes wurde von Captain Nicholas H. Nauert und Lt. Christopher Pearce geführt. Neben den beiden Offizieren waren ein österreichischer Dentist, neun Soldaten und zwei Österreicher in der Krankenstation des Flugplatzes beschäftigt.

 

Die Unterkünfte der Soldaten befanden sich im selben Block wie die Krankenstation. Die Krankenstation bestand aus Krankenzimmern mit insgesamt zehn Krankenbetten, Behandlungsräumen, einem Untersuchungsraum, einem Büroraum, einem kleinem Laborraum, einer Zahnarztpraxis, einem Augenuntersuchungsraum, einem Vorratsraum für Medikamente und Sanitätsmaterial und den Sanitärräumen.

 

Der neue Base Commander Lt.Colonel James Morris

Bei schwereren Verletzungen oder Erkrankungen wurden die Soldaten in das 110th Armee Spital und die Zivilpersonen in das Allgemeine Krankenhaus nach Wien überstellt. Am häufigsten mussten Geschlechtskrankheiten versorgt werden.

 

An Fahrzeugen verfügte die Krankenstation über zwei Krankenwagen und einem ¼ t Lastkraftwagen sowie einer „crash ambulance“ mit Funkausrüstung und spezieller Ausrüstung für Rettungseinsätze bei Flugzeugunfällen.

Für Soldaten, die in das 110th Armee Spital fahren mussten, gab es bei Bedarf einen täglichen Sammeltransport mit einem Krankenwagen.

 

Zu den Aufgaben des Sanitätspersonals gehörte auch die wöchentliche Überprüfung der Hygienebestimmungen in den drei Küchen des Flugplatzes sowie der Snack Bar und dem Post Exchange Service (PX).

 

Im Jänner 1949 bestand die Krankenstation aus:

 

Captain Nicholas H. Nauert

1st Lt. Christopher Pearce

Cpl. John E. Payne

Pfc. Walter J. Kubik

Pfc. Frenchie Williams

Pvt. Billy J. Casstevens

Pvt. Robert L. Payne

Pvt. Harold R. Powell

Pvt. Gerald G. Valentine

Pvt. Luman F. Woodfin

Rct. Charles M. York

Hermine Bandion

Annelise Gerhards

Flugplatzarzt

Assistent

Sanitäter

Sanitäter

Crash Line Driver

Sanitäter

Crash Line Driver

Kraftfahrunteroffizier

Sanitäter

Krankenwagenfahrer

Kanzleikraft/Schreiber

Krankenschwester

Schreibkraft

 

 

Die Krankenstation des Flugplatzes im M-Block des Objektes 16

 

Das Personal der Krankenstation im Jahr 1949

 

 

 

 

Fliegertauglichkeitsuntersuchung durch Captain Dr. Nauert

 

Christa Hofbauer, die Schreibkraft in der Krankenstation

 

 Während seiner Abwesenheiten vom Flugplatz wurde Captain Nauert von amerikanischen Militärärzten anderer Flugplatze vertreten.

 

 

Aircraft Maintenance

 

Im Mai 1949 war Captain Robert D. Carpenter Kommandant der Flugzeugwartung. Die Einheit bestand am 1. Mai 1949 aus einem Offizier und 45 Soldaten. Im Laufe des Monats wurden eine 100 Stundenwartung, vier 50 Stundenwartungen und zwei 25 Stundenwartungen durchgeführt. 11,6% der Flugzeuge waren im Mai 1949 nicht betriebsbereit.

 

Wartungsarbeiten an einem amerikanischen Transportflugzeug

 

 

Einbau eines Kraftstofftanks durch zwei Mechaniker

 

Einbau eines Kraftstofftanks durch zwei Mechaniker

 

 

 Innraumraum eines Transportflugzeuges vom

Typ Douglas C-47

 

 

Das Special Services Office und die Sportsaison 1949

 

Special Services Officers waren Lt. Farber und Lt. Murphy. Das Special Services Office hatte eine Vielzahl an Aufgaben zu erledigen. Zu den Aufgaben der beiden Offiziere gehörte auch das Organisieren von Sportveranstaltungen und die Leitung des Flugplatzkinos. Neben Spielfilmen wurden auch Tanzabende, Musik und Kunstvorführungen organisiert. Für alle Soldaten, die während eines Monates Geburtstag hatten, wurde einmal monatlich eine Geburtstagsparty organisiert.

 

Im Little Theater wurden 220 neue Sitze aufgestellt. Die Theatergruppe des Flugplatzes, die „Tulln Playhouse Group“, absolvierte ihre erste öffentliche Aufführung mit dem Stück „If Men Played Cards As Woman Do“.

 

Im Dezember 1949 konnten zwei neue Bowlingbahnen fertig gestellt, und die Renovierung des Service Clubs abgeschlossen werden.

Am Samstag den 31. Dezember 1949 trafen die bekannten amerikanischen Schauspieler Peter Lorre und Jeanette McDonald am Flugplatz Tulln/Langenlebarn ein. Die Beiden und weitere drei Schauspieler befanden sich zur Truppenbetreuung in Europa.

 
 

Military Personnel

Kommandant dieser Einheit wurde 1st Lt. Dale W. Bennett, der direkt dem Squadron Commander unterstellt war. Am 11. Mai übersiedelte die Einheit aus dem Kommandogebäude des Flugplatzes in die Nähe des Orderly Room. Dem Einheitskommandanten stand S/Sgt. Herbert P. Anderson als Personnel Sergeant Major zur Seite.

  

  

A I & E Office

Anfang Mai führte Lt. Heat diese Einheit, da seine Rückkehr nach Amerika unmittelbar bevorstand, wurde eine Zusammenlegung dieser Einheit mit dem Chaplains Office vorbereitet.

 

 

Civilian Personnel Section

Kommandant der Einheit war 1st Lt. Stanley K. O`Kelley. An die zwölf österreichischen Bediensteten wurden im Mai 1949 Identifikationskarten ausgegeben. Die Bilder für diese Ausweise wurden im Fotolabor des Flugplatzes hergestellt.

 

 

Training

Der Squadron Adjutant Captain Albert C. Craft, wurde mit der Aufgabe des Trainingsoffiziers betraut. Im zur Seite stand Pfc Robert D. Hinkle. Am 2. Mai übersiedelte die Einheit in den Orderly Room.

 

 

Legal Office

Nachdem der bisherige Legal Officer 1st Lt. Milton L. Kult nach Amerika zurückversetzt worden war, führte Captain Joseph G. Johnson diese Einheit.

 

 

Base Adjutant Office

Die Stelle des Base Adjutants hatte im Mai 1949 Captain Joseph G. Johnson, die des Assistant Base Adjutant, 1st Lt. Edward V. Fry. Das Büro bestand neben den beiden Offizieren aus vier Soldaten und vier österreichischen Zivilisten.

 

 

Air Inspectors Office

Kommandant dieser Einheit war Major Merrill N. Moore. Zu seinen Offizieren gehörten Captain Robert L.F. Tyrrell (S&M Inspector) und 1st Lt. Joseph T. Fordham (Flying Safety Officer). Von den vier Soldaten der Einheit wurden zwei zu anderen Einheiten versetzt.

 

Statistical Control Section

Diese Einheit bestand aus:

- Budget & Fiscal Section

- Cost Control Section

- Statistical Control Section

- Finance Section

 

 

Office of the Air Provost Marshal

Im Mai 1949 war 1st Lt. Earl E. Gilmore Air Provost Marshal des Flugplatzes. Zu Beginn des Monats hatte die Einheit eine Stärke von einem Offizier, 30 Soldaten und 14 Zivilisten, der soge­nannten Civil Guard. Im Laufe des Monats wurden sieben Soldaten versetzt. Im Mai 1949 gab es keine besonderen Ereignisse am Flugplatz.

 

 

Operations Section

Im Mai 1949 war Major Charles G. Ferran Director des Operationsbereiches am Flugplatz. Mit Stand 31. Mai 1949 hatte die Einheit eine Stärke von fünf Offizieren und neun Soldaten.

Die Einheit gliederte sich in:

 

1)

2)

3)

4)

5)

6)

7)

Base Operations

Traffic

Navigation & Briefing

Personal Equipment

Director of Flying

Base Communications

Intelligence & Security

Captain Sam J. Huskins

Lt. John L. Gawley

Captain Sam. J. Huskins

Lt. John L. Gawley

Lt. Joseph T. Fordham

Captain Joseph J. Nastasiak

Captain Jasper S. Woodward

 

Base Supply

Im Mai 1949 war 1st Lt. Howard J. Zorn Base Supply Officer. Diese Einheit hatte eine Stärke von zwei Offizieren, einem WOGJ und 20 Soldaten.

 

 

Automotive Maintenance

Im Mai 1949 war Captain Milton F. Gregory Automotive Officer und 1st Lt. David T. Jensen Transport Offizier. Die Einheit hatte am 1. Mai eine Stärke von zwei Offizieren, 25 Soldaten und 46 Zivilbedienstete.

 

Das österreichische Personal des Motorpools

 

Der Motorpool des Flugplatzes

 

William Pastor auf der Motorhaube „seines“ Busses

 

Büro im Motor Pool

 

 

Food Service Section

Der bisherige Messeoffizier Captain Alan Saunders wurde mit Wirkung 1. Mai 1949 nach Deutschland versetzt. Ab diesem Zeitpunkt war 2nd Lt. John J. Murphy Messeoffizier des Flugplatzes. Dem Messeoffizier unterstanden die Offiziers- und Soldatenmesse

 

 

Air Installations Office

Im Mai 1949 war Captain Simon F. Nelson Air Installations Offizier des Flugplatzes. Im Laufe des Monats kam es zu einem größeren Personalwechsel.

Das Air Installations Office gliederte sich in folgende Einheiten:

1)      Work order section

2)      Fire department

3)      Utility System - Heating

4)      Utility System - Water

5)      Utility System  - Severage

6)      Utility System – Electrical

7)      Air Installations Utility Shops

 

 

Das „Leben“ am Flugplatz im Jahr 1949

 

Mit der Base Regulation Nummer 205-9A vom 17. Jänner 1949 wurde die Zutrittsregelung für österreichische Zivilbedienstete in ihrer Freizeit am Flugplatz neu geregelt. Zivilpersonen mussten ab nun über einen „Social Pass“ verfügen, der vom Air Provost Marshal für die Dauer eines Monats ausgestellt war.

Festgelegt wurde auch, dass es Zivilisten nur gestattet war den Offiziersclub, den Soldatenclub, die Offiziersmesse, die Airmens Messe und die Special Service Einrichtungen zu betreten, alle anderen Gebäude und Teile des Flugplatzes waren „off limits“ und somit war der Zutritt verboten. Die zeitliche Beschränkung sah wie folgt aus: an Wochentagen von 16 Uhr 30 bis 23 Uhr 30, an Samstagen von 12 Uhr bis 0 Uhr 30 und an Sonntagen von 12 Uhr bis 23 Uhr 30.

 

Im März 1949 wurden die restlichen Schuttberge der Blöcke A bis C des Objektes 16 entfernt. Der Bauschutt wurde in einer großen Grube vor dem D-Block vergraben. Das Aushubmaterial diente zur Einebnung der Fläche. Nach Fertigstellung der neuen Wege wurde die Restfläche mit einem Rasen begrünt.

 

Das Wachgebäude am Haupttor vor dem Umbau

Am 9. Juni ereignete sich ein tödlicher Unfall. Der Zivilbedienstete Otto Petrovsky wurde beim Überqueren der Gleise der Franz Josefs Bahn vom Zug erfasst und getötet.

 

Am 11. September wurde die Offiziersmesse geschlossen und die Offiziere mussten ihre Mahlzeiten an speziell für sie reservierten Tischen in der Airmens Mess einnehmen.

 

Im November wurde das Wachgebäude am Eingang des Flugplatzes aus Sicherheitsgründen umgebaut. Statt der bisherigen Rhombusform erhielt das Gebäude eine rechteckige Form.

 

 

Die Baseballmannschaft des Flugplatzes im Jahr 1949

 

Die Baseballsaison 1949 hatte für die „Tulln Tigers“ vielversprechend begonnen. Durch ihre Siege gegen die Mannschaften aus Wels und Linz führten sie die Liga an.

 

Am 5. Juni wurde das neue Baseballspielfeld mit dem Spiel der „Tigers“ gegen die Mannschaft des 2nd Bataillons der 350th Infanterieregiments bei starkem Regen eingeweiht. Es soll das schönste in ganz Europa gewesen sein. Für den musikalischen Rahmen sorgte die 49th Army Band aus Wien. Das Spiel der „Tulln Tigers“ wurde vom Sender Blue Danube Network übertragen. In einem großartigen Spiel konnte die Heimmannschaft 16:15 gewinnen.

 

Die erfolgreiche Baseballmannschaft

Auch bei anderen Sportarten waren die Mannschaften der Tulln Airbase im Jahr 1949 sehr erfolgreich. Hier wären besonders das Bowling- und das Basketballteam zu nennen.

 

Ebenfalls erfolgreich war nach einem schwachen Saisonstart das Softballteam. Hier spielten Soldaten aus den drei am Flugplatz stationierten Einheiten. In der Vienna Sofball Liga spielten zwei Teams des Flugplatzes, das Team bestehend aus Soldaten der 7360th BSC und das Team der 1948th AACS, sehr erfolgreich. Besonders hervorzuheben ist auch, dass Pfc. John F. Fitch im Vienna Ice Hockey Team spielte.

 

Die „Tigers“ belegten in der Saison 1949 den dritten Platz und erzielten das beste Ergebnis eines Tullner Baseballteams seit Bestehen der Liga

 

 

Der Flugdienst im Jahr 1949

 

Am 23. Juli 1949 ereignete sich ein besonderer Vorfall während eines Fluges. Alvie E. Myers hatte die Genehmigung erhalten, mit einem Transportflugzeug vom Typ Dougals C-47 mitzufliegen. Alvie E. Myers beschreibt diesen Flug:

 

„...Gemeinsam mit etwa zehn anderen nahm ich im Flugzeug Platz. Das Flugzeug fuhr von seiner Parkposition vor dem Hangar auf dem Taxiway zur Startbahn. Am Ende der Startbahn hielt der Pilot das Flugzeug an und brachte die Motoren auf volle Leistung. Nach kurzer Zeit setzte sich das Flugzeug in Bewegung und war kurz vor dem Abheben als sich plötzlich der Notausstieg hinter mir öffnete. Ich wurde nur von meinem Sicherheitsgurt festgehalten. Ich hielt mich mit den Händen fest und hatte große Mühe nicht aus dem Flugzeug gezogen zu werden. Niemand von den anderen Passagieren reagierte. Ein Besatzungsmitglied, ich glaube es war der Bordtechniker, half mir und schloss die Notfalltür.

Das Flugzeug hatte in der Zwischenzeit abgehoben. Nach diesem Vorfall verlief der Rest des Fluges ohne Probleme ...“

 

Am 27. Juli wurde das Transportflugzeug mit der Serialnummer 43-15075 nach Wiesbaden abgegeben. Ein weiteres Transportflugzeug vom Typ Douglas C-47 wurde im August nach Erding abgegeben. Im Oktober wurde ein Transportflugzeug vom Typ Douglas C-47 nach Berlin Tempelhof abgegeben. Als Ersatz kam ein leichtes Verbindungsflugzeug vom Typ L-5 von Erding nach Langenlebarn.

 

Nach Einstellung einiger EATS-Flüge wurde ein Kurierflugdienst von Langenlebarn nach Wiesbaden eingeführt. Diese Flüge fanden zweimal pro Woche statt, es erfolgten dabei Zwischenlandungen in Salzburg, Fürstenfeldbruck und in Frankfurt Rhein/Main.

 

Die sogenannte Crash Station wurde vor dem Hangar eingerichtet. Dabei handelte es sich um den Bereitschaftsdienst der Flughafenfeuerwehr bei möglichen Flugzeugunfällen.

Das Reiseflugzeug von General Keyes


 

Neuerliche Probleme mit den sowjetischen Soldaten im Jahr 1949

 

Zu einem besonderem Zwischenfall kam es am 13. Jänner 1949. Das von Leutnant Wilson ge­steuerte Verbindungsflugzeug vom Typ Stinson L-5 musste auf dem Flug von Hörsching nach Langenlebarn wegen eines plötzlichen schweren Schneesturmes bei St. Pölten notlanden. Leutnant Wilson gelang es, dass Flugzeug auf dem ehemaligen Flugplatz Markersdorf, etwa 12 km westlich von St. Pölten, sicher zu landen. Nach etwa 25 Minuten unfreiwilligen Aufenthaltes in der russischen Besatzungszone setzte Leutnant Wilson seinem Flug fort, und landete um 15 Uhr 45 am Flugfeld Heiligenstadt. Sofort nach der sicheren Landung des Flugzeuges in Wien informierten die Amerikaner die sowjetische Besatzungsmacht von diesem Vorfall.

 

Im Zuge der Berlinkrise kam es auch in Österreich zu Spannungen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion. Für die Angehörigen des Flugplatzes Tulln/Langenlebarn war dies besonders durch Schikanen der sowjetischen Soldaten gegenüber Amerikanern zu spüren, welche den Straßenkorridor nach Wien benützten. Unter den verschiedenen Begründungen sperrten die Russen die Straßenverbindungen vom und zum Flugplatz.

Ein Schild in englischer Sprache, dass den Straßenkorridor nach Wien anzeigt

 

 

Eine besonders bedrohliche Situation ergab sich durch sowjetische Schiffe, die in Langenlebarn am rechten Donauufer ankerten. Diese Schiffe verblieben normal nur wenige Tage in diesem Gebiet. Als mehrere Schiffe gleichzeitig und für längere Zeit in unmittelbarer Nähe zum Flugplatz vor Anker lagen, wurde unter den amerikanischen Soldaten das Gerücht laut, dass sich an Bord der sowjetischen Schiffe Sturmtruppen befanden, die den Flugplatz erstürmen sollten. Unter den Soldaten und den Zivilbediensteten schaukelte sich die Stimmung derart auf, dass vom Kampf bis zum letzten Mann und vom Abmarsch in Richtung Italien und der Schweiz die Rede war. Die Situation entspannte sich erst, als die sowjetischen Schiffe wieder ihre Anker lichteten und die Umgebung von Langenlebarn verließen.

Am 17. November 1949 kam es zu einem besonderen Vorfall als russische Soldaten die Ver­bindungsstraße vom Flugplatz nach Wien absperrten und von den Amerikanern besondere Passierscheine verlangten. Nach Protesten amerikanische Offiziere gegen diese Straßensperre zogen die sowjetischen Soldaten nach etwa 15 Minuten wieder ab. Auf amerikanische Anfragen erklärte der sowjetische General Zinjew, das es sich bei dieser Straßensperre um einen Irrtum gehandelt hatte. Wahrer Grund für diese Straßensperre war die Ankunft des amerikanischen Admirals Conolly am Flugplatz Tulln.

 

 

Die Überführung von Dr. Theodor Herzl nach Israel am 14. August 1949

 

Am 10. August 1949 beschloss das israelische Parlament, die Knesseth, ein Gesetz zur Heimholung Theodor Herzls nach Israel. Der Ministerpräsident Israels, David Ben-Gurion, und der Vorsitzende der Zionistischen Executive, Locker, wendeten sich in einem Schreiben an die jüdische Gemeinde in Wien und teilte dieser den Entschluss des israelischen Parlaments mit, den Gründer des Zionismus in die heilige Stadt Jerusalem zu überführen.

 

Am frühen Morgen des 14. August 1949 , einem Sonntag, wurde unter dem Schutz amerikanischer Militärpolizisten mit der Exhumierung von Theodor Herzl und seiner Eltern begonnen. Um 5 Uhr morgens begannen Arbeiter mit der Öffnung der Gruft. Von seiten der jüdischen Kultusgemeinde Wiens nahmen Dr. Feldsberg und Oberrabbiner Dr. Eisenberg teil. Vom Döblinger Friedhof wurden die drei Särge auf einem amerikanischen Militärlastkraftwagen in den Wiener Stadttempel in der Seitenstettengasse überführt und gemeinsam mit dem Sarg der in Budapest verstorbenen Schwester Herzls im Stadttempel aufgebahrt. Die vier Metallsärge waren mit der israelischen Flagge bedeckt und neben den Särgen waren mächtige vielarmige Leuchter aufgestellt, die den gesamten Innenraum des Tempels erleuchteten. Um 13 Uhr wurden neben den Särgen eine Ehrenwache aufgezogen, die sich aus Veteranen der zionistischen Bewegung, von den Vorstehern der jüdischen Gemeinde, von Angehörigen verschiedener jüdischer Vereine und von Jugendlichen gestellt. Die Ehrenwache wurde stündlich abgewechselt.

 

Während die Särge im Tempel aufgestellt waren, zogen tausende Menschen an ihnen vorbei. Zur selben Zeit hatten sich im großen Festsaal des Wiener Konzerthauses viele Wiener Juden zu einer Abschiedskundgebung zusammengefunden.

 

Das offizielle Österreich wurde von Bundesminister Dr. Zimmermann und Bundesminister Dr. Kolb repräsentiert. Für die Stadt Wien nahm Bürgermeister General Dr. h.c. Körner an diesem Festakt teil. Von seiten des Staates Israel nahmen Dr. Kurt Lewin und der Sonderbeauftragte Dr. Schalit an der Abschiedskundgebung teil. Die Verabschiedung für die jüdische Gemeinde Wiens führte Oberrabbiner Dr. Eisenberg, Dr. Bawli und der Präsident der Kultusgemeinde Dr. Schapira, durch.

 

Mit amerikanischen Lastkraftwagen wurden die vier Särge von der Seitenstettengasse auf den dreißig Kilometer außerhalb von Wien gelegenen amerikanischen Flugplatz Tulln-Langenlebarn gebracht. Bei strömenden Regen und starkem Wind landete gegen 21 Uhr 30 ein Flugzeug der neuen israelischen Luftfahrtgesellschaft EL AL mit dem Namen „Herzl“ auf dem Flugplatz.

 

Die Särge wurden vor dem Abfertigungsgebäude aufgestellt und der Leiter der israelischen Armeedelegation, Oberstbrigadier Avidar, verlass die Übernahmeurkunde.

Die Besatzung des EL AL Flugzeuges vom Typ Douglas DC 4 mit dem Kennzeichen 4X-ACD vor dem Flugzeug mit dem Namen „HERZL

 

Ansprache des Leiters der israelischen Delegation Oberstbrigadier Avidar

 

Das Übernahmedokument der israelischen Regierung

(links im Originaltext, rechts in deutscher Übersetzung)

 

Nach Abschluss des Festaktes, der unter völliger Geheimhaltung erfolgte, wurde der Sarg mit den sterblichen Überresten von Theodor Herzl von sechs israelischen Offizieren aller Waffengattungen zum Flugzeug getragen. Nachdem die drei restlichen Särge verladen waren, startete das Flugzeug Richtung Israel.

 

Der für die Zeitung „Neue Welt und Judentum“ am Flugplatz anwesende Journalist Walter Kern beschrieb die Verabschiedung am Flugplatz besonders ergreifend, aus diesem Grund soll die Reportage in voller Länge wiedergegeben werden:

 

 

 

Abschied auf dem Flugfeld

 

Bis Montag, 15. August 19 Uhr verblieben die vier Särge im Wiener Stadttempel. Stündlich wechselte die Ehrenwache, dass ihr Berichterstatter mit Wache halten durfte, wird ihm stets unvergesslich bleiben. Um 19 Uhr wurden die Särge, wiederum auf dem blauweiß drapierten Lastauto und von Gendarmerie eskortiert, auf den amerikanischen Flugplatz Tulln bei Wien gebracht. Ein langer Zug von Personenwagen folgte, und um 21 Uhr 15 trafen wir auf dem Flug­feld ein. Eine Viertelstunde später vernahmen wir das Dröhnen der Motore des großen Flug­zeuges mit dem Hoheitszeichen Israels. Ein Gefühl des Stolzes und der Rührung überkam uns, als die viermotorige Maschine im grellen Licht der Scheinwerfer landete und ihm die Mannschaft in den khakifarbenen Uniformen und mit dem silberbestickten Davidstern geschmückten Schildmützen entstieg. Junge Wiener Juden, Studenten und Sportler, hoben sodann die Särge auf Tische zwanzig Schritt vom Flugzeug entfernt. Über den Sarg Herzls wurde die 1935 von den Wiener Zionistinnen gespendete schöne blauweiße Decke mit dem Davidsstern, dem Löwen Judas und den silbernen Sternen Herzls ausgebreitet. Die Decke war eigens für den Heimtransport der Gebeine des Gründers geschaffen, 1938 nach Erez Israel gerettet und jetzt mit dem Flugzeug zurückgebracht worden.

 

 

 

Nun begann die eigentliche Übergabezeremonie. Oberrabbiner Dr. Eisenberg nahm, begleitet von den Mitgliedern der mit den Vorarbeiten der Heimführung betrauten Wiener Kommission, mit dem Übergabedokument in den Händen am Sarge Aufstellung. Dann marschierten die Abgesandten der verschiedenen Waffengattungen der hebräischen Streitkräfte aus dem Flugzeug zum Sarg. In diesem Augenblick leuchteten die Lampen der Filmleute auf, die Vacus der Pressephotographen blitzten, und in traumhafter Helligkeit stand jedermann am Sarge eine stumme Minute still.

 

Sodann verlas der Rabbi die Urkunde, überreichte sie Jizchak Grünbaum. Hierauf richtete der Präsident der Wiener Kehilla, Dr. Schapira, eine kurze Ansprache an die Gäste, die er mit Hochrufen auf den Judenstaat beschloss. Jizehak Grünbaum antwortete hebräisch und überreichte Dr. Schapira eine Gegenurkunde über die Übernahme der geheiligten Gebeine.

 

Damit war die Zeremonie vorbei, die Abgesandten der Zawa Hagana ergriffen die Särge und trugen sie langsam ins Flugzeug. Es war Mitternacht geworden, als das Werk der Pietät vollendet war, die Flugmaschine erhob sich in die Höhe - ein Kapitel in der Geschichte des jüdischen Wiens hat seinen dramatischen Abschluss gefunden.“

 

Der Großteil der am Flugplatz stationierten amerikanischen Soldaten wussten von diesem Festakt nichts.

 

Anmerkung: Donnerstag, dem 7. Juli 1904, folgten tausende Trauergäste dem Sarg, des am Sonntag dem 3. Juli verstorbenen, Dr. Theodor Herzls. Er der Schöpfer des modernen Zionismus hatte sich in seinem Testament aus dem Jahr 1900 nur ein Begräbnis der ärmsten Klasse gewünscht. Der Trauerzug bewegte sich bei großer Hitze von seiner ehemaligen Wohnung in der Haizingergasse durch die Cottagegasse, Prinz Eugen Straße, an der Türkenschanze vorbei über die Hochschulstraße zum Döblinger Friedhof.

 

 In seinem Testament hinterließ Theodor Herzl der Nachwelt zwei Aufträge. Zu einem Zeitpunkt als das Heilige Land noch Bestandteil des Osmanischen Reiches war, träumte er von einem Staat Israel auf dem Boden des Alten Israels. Er, der an die Realisierung seiner Pläne glaubte, schrieb in seinem Testament fest, dass er in einem Metallsarg neben seinem Vater beigesetzt werden soll, bis das die Überführung seiner Gebeine in ein freies unabhängiges Israel möglich sein wird. An diesem 7. Juli 1904 konnten nur wenige Trauergäste an die Erfüllung dieses Auftrages glauben.

 

Es sollten 45 Jahre 1 Monat und 7 Tage vergehen bis sich der Wunsch Theodor Herzls erfüllen sollte, in einem freien Staat Israel begraben zu werden. In diesen 45 Jahren sollten Reiche zerbrechen und der größte Völkermord in der modernen Menschheitsgeschichte das jüdische Volk an den Rand der Auslöschung bringen. Am 14. Mai 1949 ging der Traum von Theodor Herzl in Erfüllung, an diesem Tag verlas der erste Staatspräsident des Staates Israel im Museum von Tel Aviv die Unabhängigkeitserklärung. Bei diesem Festakt hing ein Bild von Theodor Herzl an der Wand.

 

Die Besatzung bestand aus: Bob Morse (captain)

                                       Norman Moonitz (first officer)

                                       Herb Bornstein (flight engineer)

                                       Kovacs (navigator)

                                       Leo St.Denis (radio operator)

                                       Carmella Moyal (stewardess)

                                       Herbert Kweller (steward)

 

Die Verhandlungen zur Übernahme der Zollstationen in Langenlebarn und Salzburg im Sommer 1949 durch die österreichischen Behörden

 

Seit 1947 kam es zwischen den Westalliierten und den österreichischen Behörden zu Verhandlungen über die Übernahme der Zollstellen auf den Flugplätzen Schwechat, Langenlebarn und Salzburg durch österreichische Zöllner. Bei den Verhandlungen konnte lange Zeit keine Ei-nigung über den Personenkreis erzielt werden, der nicht unter die österreichische Zollkontrolle fiel. Besonders der Umstand, dass die Amerikaner für den Flugplatz Tulln/Langenlebarn andere Vorschriften hatten als die Briten und Franzosen in Schwechat stellte ein Problem dar. Von Seiten des amerikanischen Hochkommissars wurde gefordert, dass bei Zweifelsfällen der Kommandant des Flugplatzes Tulln/Langenlebarn oder in seiner Abwesenheit dessen Stellvertreter die Entscheidung über die Zuständigkeit fällen sollte.

Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Wien am Flugplatz Tulln/Langenlebarn

 

Der Sarg von Theodor Herzl mit dem Sargtuch vor dem Abfertigungsgebäude

 

Israelische Offiziere aller Waffengattungen am Flugplatz Tulln/Langenlebarn

 

Israelische Offiziere tragen den Sarg Herzls zum Flugzeug

 

Die Besatzung des Flugzeugs nach der Landung in Israel

 

Die Ankunft des Sarges von Theodor Herzl in Israel

 

Diese unterschiedliche Auffassung führte dazu, dass amerikanische Staatsbürger bei ihrer Einreise am Flugplatz Tulln/Langenlebarn nicht unter österreichische Zuständigkeit fielen, jedoch bei einer Einreise über den britisch/französischen Flugplatz Schwechat von österreichischen Zöllnern kontrolliert werden durften.

 

In die laufenden Verhandlungen war auch der damalige amerikanische Hochkommissar in Österreich, General, Keyes eingeschaltet.

 

Im März 1949 verständigte das Bundesministerium für Finanzen die Sowjetischen Vertreter im Alliierten Rat, über die bevorstehende Übernahme der Zollkontrollen auf den Flugplätzen Schwechat und Tulln/Langenlebarn durch österreichische Zöllner.

 

Die entstehenden Probleme bei den Zollkontrollen wurden am 20. April 1949 von der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland mit Schreiben GA X-624/1949 besonders eindringlich beschrieben:

„.....Die seit Errichtung der Zollabfertigungsstelle auf dem Flugplatz Tulln durch die Abfertigungsbeamten gesammelten Erfahrungen zeigen, dass die in der Verbalnote des Oberkommandos der US Streitkräfte in Österreich vom 9. März 1948 an dem Herrn Bundeskanzler aus­bedungenen Befreiungen von der Zollkontrolle sowohl in personeller als auch in sachlicher Hinsicht so weitgehend sind und so großzügig seitens der Mitglieder der Besatzungsmächte ausgelegt werden, dass hierdurch eine ordnungsmäßige Zollkontrolle seitens der österreichischen Zollorgane praktisch undurchführbar ist...“

Die Amerikaner waren der Meinung, dass nicht nur Angehörige der US-Streitkräfte und deren Angehörige und Angehörige des amerikanischen Hochkommissariates in Österreich unter die Befreiung fallen sollten, sondern auch auf Flugzeuge des Pan American World Airways und deren Besatzungen nicht von österreichischen Zöllnern kontrolliert werden durften

 

Am 12. Juli 1949 teilte die Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland mit:

„...kann die Zollkontrolle am Tullner Flugfeld derzeit noch nicht im Sinne der durch o.a. Erlass getroffene Regelungen durchgeführt werden, da der Flugfeldkommandant, Oberst Morris, bis heute noch keine diesbezüglichen Weisungen seiner vorgesetzten Dienststelle erhalten hat...“

  

Die Verhandlungen zwischen den amerikanischen Stellen und den verschiedenen österreichischen Ministerien führte im Sommer 1949 zu folgendem Ergebnis:

1)  Der Kommandant des Flugplatzes Tulln stellt den österreichischen Zöllnern Diensträume zur Verfügung.

2)  Es wurde festgelegt, welche Personen und Waren von den österreichischen Zöllnern kontrolliert werden durften.

 

„.....Nach dieser Regelung sind folgende Personen und Waren von der österreichischen Zollkontrolle befreit:

1)  US Flugzeuge und deren Besatzung,

2)  US Militärpersonen in Uniform

3)  US Staatsangehörige (Nichtmilitärs), die im Besitze der folgenden gültigen Dokumente sind:

     a)  gültige Reisebefehle, ausgestellt durch die US-Besatzungsmacht in Österreich oder sonstiger US Militärkommandos

     b)  gültige Erlaubnisscheine der Alliierten Mächte

4)  US Staatsangehörige mit diplomatischen Vorrechten

5)  Sonstige US-Staatsangehörige, die vom US-Hochkommissär im Wege des Befehlshabers des Flugfeldes oder seines Vertreters

     besonders

     bezeichnet sind

6)  Alles unbegleitete Luftgepäck oder Luftfracht, das an die US Streitkräfte in Österreich oder sonstige US Regierungsstelle oder

     an deren Personal und Angehörigen derselben oder an andere bei denselben eingeteilte Personen gerichtet oder von diesen

     abgesandt wird...“

 

Auch nach Abschluss der Verhandlungen kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Schwierigkeiten bei der Auslegung der Zuständigkeit. Von Seiten der österreichischen Zollstelle am Flugplatz Tulln/Langenlebarn wurde immer wieder der Verdacht geäußert, dass Angehörige der PAN AM sich Vergehen gegen österreichische Zollbestimmungen schuldig machen.

 

Der schwerste Fall ereignete sich im Jahr 1950. Gegen Angehörige der PAN AM wurden Untersuchungen wegen Verstoßes gegen österreichische Zollbestimmungen eingeleitet. Diese Angelegenheit führte zu einem umfangreichen Schriftverkehr zwischen österreichischen Behörden und dem damaligem stellvertretenden amerikanischen Hochkommissar in Österreich, Walter Dowling.

 

Am 7. März 1951 teilte die amerikanische Gesandtschaft mit:

 

„..Ich beehre mich, auf Ihre Note vom 16. Dezember 1950 (Zl. 41.108-2al50) Bezug zu nehmen, die die Pan American World Airways (im Nachfolgenden kurz Pan American genannt) und die Verantwortlichkeit dieser Gesellschaft für Fracht- und Zollabfertigungsverfahren am Flugfeld Tulln in den Jahren 1948 und 1949 betrifft:
Die in Ihrer Note aufgeworfenen Fragen wurden umfassend und gründlich untersucht und diese Untersuchung hat die folgenden Tatsachen ergeben:

 

   (a) Die Angestellten der Pan American waren in Kenntnis der nachfolgenden angeführten schriftlichen Weisungen für die Zollkontrolle am

        Flugfeld Tulln:

           1. Note des US-Hochkommissärs an den österreichischen Bundeskanzler vom 9. März 1948

           2. Note des US-Hochkommissärs an den österreichischen Bundeskanzler vom 11. Mai 1949...

 

  (b) Die Pan American ist eine Dienststelle zur Unterstützung der US-Besatzungsmission und untersteht daher ausschließlich der Aufsicht und Kontrolle des US-Hochkommissärs für Österreich. Diese Aufsicht und Kontrolle gilt im gleichen Maße für die bei der Pan American angestellten Staatsangehörigen der Vereinigten Staaten......

 

  (c) Im vorletzten Absatz Ihrer Note wird angenommen, dass die im 2. Absatz Ihrer Note angeführten Waren unter der Maske von Betriebsmaterial der Pan American eingetroffen seien. Die durch das Amt des US-Hochkommissärs geführte Untersuchung hat keinen Beweis dafür ergeben, dass die Pan American Betriebsmittel, die für den Gebrauch der Gesellschaft bestimmt waren, in einer gemeinsamen Sendung oder in irgend einer Sendung der in Ihrer Note angegebenen Art erhalten habe....

 

   (d) dass sowohl Herr Klein als auch Herr Brauner angaben, dass sie im Auftrag der Pan American gehandelt hätten. Daraus wurde abgeleitet, dass daher die Pan American zur Verantwortung zu ziehen wäre. Es ist klar, dass die Pan American verpflichtet war, zur Durchführung der Bestimmungen der Noten des US-Hochkommissärs vom 9. März 1948 und 11. Mai 1949 Weisungen an ihre Angestellten auszugeben. Diese Weisungen können aber nicht dahin ausgelegt werden, dass die Angestellten der Pan American ermächtigt worden wären, unter dem Vorwand der Abfertigung von Sendungen für die in den vorerwähnten Noten als zollfrei angeführten Kategorien schmugglerische Tätigkeiten zugelassen oder bei denselben ein Auge zuzudrücken. Ich muss daher die Schlussfolgerung, dass die Weisungen, die die Pan American auszugeben hatte, diese Gesellschaft am Missbrauch dieser Weisungen mitschuldig gemacht haben, zurückweisen..“