Waffenhändler aus Chile verunsichern
die Heerespiloten in Langenlebarn.
Die fühlen nun ihren Standort
bedroht.
Endzeitstimmung
herrscht am Fliegerhorst
Langenlebarn bei Tulln. Eines Tages
tauchten plötzlich chilenische
Waffenhändler auf, um die
Hubschrauber der Fliegerschule zu
begutachten. Sie waren ihnen zum
Kauf angeboten worden. So erfuhren
Fluglehrer und Schüler in
Langenlebarn, dass die neu
gegründete Flieger- und
Fliegerabwehrschule in dieser Form
nicht mehr lange Bestand haben soll.
Das ließ sich auch vor
Bundespräsident Heinz Fischer nicht
verbergen, der am Montag einen
Truppenbesuch abstattete.
Fischer macht derzeit
als Oberbefehlshaber
eine Reihe von
Truppenbesuchen, was ihn
stark von seinen
Vorgängern abhebt.
Immerhin hat es Fischer
in jungen Jahren sogar
zum Zugsführer und
Ausbildner gebracht.
Deshalb waren die
Flieger in Langenlebarn
auch sicher, dass sie
beim Präsidenten ein
offenes Ohr finden.
Sie sind höchst
alarmiert. Denn erst am
1. Juli 2007 war im Zuge
der Bundesheerreform
ihre
Truppengattungsschule
gebildet worden. Seither
läuft die
Hubschrauber-Ausbildung
dort auf den AB-206-Jet
Rangern, die nun
plötzlich ersatzlos
verkauft werden sollen.
Diese Hubschrauberflotte
der Fliegerschule wurde
der chilenischen Armee
zu Kauf angeboten.
Stilllegung
Mit Verkäufen hat man in
Langenlebarn schon
Erfahrung. So wurden
erst kürzlich die
Skyvan-Transportflugzeuge
stillgelegt. Wenn das
Heer nun größere
Personengruppen zu
transportieren hat,
müssen zivile Flieger
angemietet werden. Der
Verlust der AB-206
trifft aber voll ins
Mark. Denn aus der
Bundesheer-Reformkommission
ist inzwischen
durchgesickert, dass die
künftige Ausbildung auf
Alouette-Hubschraubern
in Aigen im Ennstal
durchgeführt werden soll
- ein
Hubschrauberstützpunkt,
um dessen Erhaltung der
steirische
Landeshauptmann Franz
Voves intensiv kämpft.
Damit bahnt sich ein
weiterer,
landespolitischer
Konflikt zwischen
Niederösterreich und der
Steiermark an.
Widerstand
Sollte dann
auch noch die Flotte der bewaffneten
OH-58-Hubschrauber ins Visier der Sparmeister im
Ministerium geraten - was nach der Beendigung
des Schengeneinsatzes bereits durchklingt - dann
ist es um den Standort Langenlebarn geschehen.
Der Ball
liegt bei der Bundesheerreformkommission, die
den Hubschrauberverkauf nach Chile initiiert
hatte. Die Chilenen sind aber wieder abgezogen.
Ihnen sind die Helikopter zu teuer.
Im Heer
selbst organisiert sich nun der Widerstand gegen
die radikalen Flotteneinsparungen. Ein
Widerständler ist der nö. Militärkommandant,
Generalmajor Hans Culik, der gerne Ersatz- oder
Leasingmaschinen in Langenlebarn sehen würde.
Politiker aus ÖVP und SPÖ setzen sich für den Erhalt der
Bundesheer-Ausbildungshubschrauber
in Langenlebarn ein.
Die Region will die
Ausbildunghubschrauber
behalten
Der
KURIER-Bericht über den
geplanten Verkauf der
Ausbildungshubschrauber
des
Bundesheer-Fliegerhorsts
Langenlebarn ist in der
Region wie eine Bombe
eingeschlagen. Nach
einer kurzen
Schrecksekunde regt sich
Widerstand: Über
Parteigrenzen hinweg
stellen sich Politiker
hinter Brigadier Günter
Schiefert, Kommandant
der erst im Vorjahr
gegründeten Flieger- und
Fliegerabwehr-Truppenschule,
die am Standort
Langenlebarn alle
Hubschrauber-Piloten des
Bundesheers ausbildet.
Unterstützung kommt
sowohl von Tullns
Bürgermeister Willi
Stift und Nationalrat
Peter Eisenschenk, als
auch von den
Landtags-Klubobmännern
von ÖVP und SPÖ.
Schiefert selbst hat
dieser Tage Treffen mit
mehreren Politikern der
Region, die sich über
die Situation
informieren und zur
Erhaltung der
Ausbildungshubschrauber
in Langenlebarn
beitragen wollen.
Arbeitsplätze
Schiefert will die seit
Gründung des Bundesheers
in Langenlebarn
stationierte
Hubschrauber-Ausbildung
halten. Auch für die elf
unbewaffneten, knapp 40
Jahre alten
Jet-Ranger-Schulhubschrauber
bestehe kein akuter
Verkaufsbedarf: "Die
sind weltweit im Einsatz
und können noch locker
sieben bis zehn Jahre
geflogen werden." Der
Brigadier betont, dass
rund 30 "hoch
qualifizierte
Arbeitsplätze" auf dem
Spiel stehen. Im
Verteidigungsministerium
will man den
KURIER-Bericht weder
bestätigen, noch
dementieren: "Im Rahmen
der Bundesheer-Reform
planen
wir die Überarbeitung
des gesamten Hubschrauber-Konzepts. Wir sprechen
erst über fertige Ergebnisse und nicht über
Planungsvarianten, das würde nur
Verwirrungstiften", heißt es aus dem Büro von
Verteidigungsminister Norbert Darabos.