Der AB206A "Jet Ranger"

der österr. Luftstreitkräfte

10. August 2009

 

Am 21. Juli 2009 um 10.20 Uhr landete der AB206A „Jet Ranger“ mit dem Kennzeichen

3C-JD zum letzten Mal am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg.

 

Da im Jahr 1969 die maximale Einsatzdauer der acht verbliebenen Hubschrauber vom Typ Agusta-Bell AB-47G2 erreicht worden war, mussten diese Hubschrauber außer Dienst gestellt werden. Alle zehn Hubschrauber dieses Typs wurden an die Herstellerfirma Agusta verkauft. Die Hubschrauber vom Typ Agusta-Bell AB-47G2 hatten sich in der gesamten Einsatzdauer von 1956 bis 1969 als sehr zuverlässig herausgestellt, keiner der zehn Hubschrauber ging in dieser Zeit durch Flugunfälle verloren. Bruchgelandete Hubschrauber konnten im Herstellerwerk in Italien wieder aufgerüstet werden.


Foto: Mydza

 

Das Bundesheer musste sich um Ersatzmaschinen umsehen. Die Wahl fiel auf ein Produkt der Firma Bell Helicopters, das in Italien von der Firma Agusta unter der Bezeichnung Agusta-Bell AB-206A in Lizenz produziert wurde. Dieser Hubschrauber verfügte über eine Turbine und bot fünf Personen Platz. Die Betellung der Hubschrauber erfolgte mit Zl. 507.694-EinkAbt/68. Mit Befehl AE327238-Luft/69 wurde die Abnahme, Übernahme und Abholung der ersten sechs Hubschrauber angeordnet.

 

Im Frühjahr 1969 hatten wir den ersten Triebwerkskurs. Gasturbinen war nicht unser Ding, denn die Hubschrauber auf denen wir arbeiteten, hatten Kolbenmotore. Das technische Personal reiste am 18. Mai 1969 nach Italien in das Werk von Giovanni Agusta, in Gallarate, 19 km südlich von Varese. Die Piloten folgten am 1. Juni. Im Besonderen unterschied sich der Jet Ranger zu den Hubschraubertypen Bell 47G2 und H13H, die wir vorher hatten, durch die Antriebsturbine und die Bordelektrik.

 

Die ersten sechs Maschinen wurden im Juni 1969 durch österr. Militärhubschrauberpiloten vom Werk nach Langenlebarn überstellt und der Schulstaffel - damals 1/III/1 (1.Staffel/3.HSGeschwader/Fliegerregiment 1) übergeben. Die nächsten sechs Maschinen wurden im Herbst des gleichen Jahres abgeholt und der damals 2/III/1 (2.Staffel/3.HSGeschwader/Fliegerregiment 1) übergeben. Eine 13. Maschine kam im Oktober 1970 und wurde der Schulstaffel zugeteilt.

 

 

 

Die Halle war voll mit Bell 47G2, Agusta Bell 47G2, Bell H13H, Agusta Bell 204 und eine Alouette II. 1969 kamen die Jet Ranger noch dazu. Zum Glück waren immer einige Maschinen in der Werft, sonst hätten wir 36 Maschinen in die Halle einschlichten müssen. Später bekamen wir die restaurierte Halle III als neuen Standort.

 

Erstes Staffelabzeichen der 1/III/1, heute Schulstaffel, vorher 2. Staffel Heutiges Staffelabzeichen Erstes Staffelabzeichen der 2/III/1, heute Mehrzweckstaffel, vorher
3. Staffel
Heutiges Staffelabzeichen

 

 

Mit diesen Maschinen wurde nicht nur geschult, sondern auch viele Einsätze geflogen. Neben vielen Übungen wie zB.: 10.-14. November- Großmanöver des Bundesheeres Bärentatze im westlichen Niederösterreich unter Teilnahme von 12.508 Mann, 345 Ketten- und 2.181 Räderfahrzeugen, wurden auch  Hochalpinkurse durchgeführt.

 

Ab 6. April 1971 wurde der Jet Ranger für einige Jahre für die Verkehrsüberwachung eingesetzt. Die Gendarmerie hatte durch einige Ausfälle zu Ostern und Pfingsten einen Engpass, der durch die Luftstreitkräfte ausgeglichen wurde.

 

Anfangs montierte ich provisorisch eine Antenne für den Gendarmeriefunk an die Kufen, da sonst keine Verbindung zustande kam. Später wurde diese Antenne an allen Maschinen fix montiert (siehe Foto). Ob Tote, Verletzte, schwangere Frauen usw. wurde alles geflogen, was für diese Einsätze erforderlich war. Geflogen wurde von acht Uhr in der Früh bis knapp vor Sonnenuntergang.


Foto: Mydza

 

Im Jahr 1976 bekam die damalige 2.Hubschrauberstaffel (heute Mehrzweckstaffel, vorher 3. Hubschrauberstaffel) die Bell OH58B, wobei 6 Stk. Jet Ranger an die Schulstaffel übergeben wurden. Somit besaß die Schulstaffel 13 Maschinen.

 

Leider kam es auch zu zwei schweren Unfällen.

 

Flugunfall der 3C-JK am 19.1.1983 in Allentsteig. Der Hubschrauber hatte Triebwerksausfall und stürzte in ein Waldstück. Der Pilot hat noch alle elektrischen Anlagen ausgeschaltet, um eine Explosion beim Aufprall zu vermeiden. Verletzt geborgen wurden ein Passagier aus Mautern (NÖ) und der Techniker. Die beiden anderen konnten nur noch tot geborgen werden. Nachzulesen in den verschiedenen Ausgaben der OÖ-Nachrichten. Die Maschine wurde verschrottet.

 

 

 

Flugunfall der 3C-JL am 21.03.1986 am Semmering/Myrtengraben. Vermutlich durch schlechte Sicht bekam der Hubschrauber mit dem Rotor Bodenberührung. Der Pilot und der Techniker konnten nur noch tot geborgen werden. Die Maschine wurde verschrottet.

 

 

 


 

Die Hubschrauberformation "Kleeblatt"

 

 

Die HS-Formation „Kleeblatt“ wurde 1975 von den Fluglehrern der HS-Schulstaffel des III. HS-Geschwaders in Langenlebarn ins Leben gerufen (1.Staffel / HSGeschwader III). Der eigentliche Anlass war der Flugtag „20 Jahre Österreichisches Bundesheer“ in Langenlebarn.

Die Piloten des Kleeblatts

 

alle Fotos 2.Staffel/FlR1/Langenlebarn

 

1975 bis 1977  Hptm Tesar Wolf-Dietrich (Leader), Vzlt Lichtenegger Franz , Vzlt Ekelhart Arno, Ostv Gamper Erich, Ostv Frühwirt Erich

1978 bis 1979  Hptm Tesar Wolf-Dietrich (Leader), Vzlt Ekelhart Arno, Ostv Gamper Erich, Ostv Frühwirt Erich, Lt Ebner Johann

1980 bis 1983  Mjr Tesar Wolf-Dietrich (Leader), Vzlt Ekelhart Arno, Hptm Ebner Johann, Vzlt Gamper Erich, Lt Mayer Harald 

1984 bis 1985
Vzlt Ekelhart Arno, Ostv Weiermayer Max, Ostv Peter Hermann, Vzlt Gamper Erich, Mjr Tesar Wolf-Dietrich (Leader), Olt Mayer Harald

 

Letzte Reihe: Mjr Tesar Wolf-Dietrich (Leader), Vzlt Ekelhart Arno, Hptm Ebner, Vzlt Gamper Erich, Olt Mayer Harald

Mitte: Ostv Peter Hermann, Wkmstr Höllerer Günther,

Wart I.Kl OStv Kornfeld Hans, Ostv Weiermayer Max

Vorne: junge Techniker

1986 bis1987
Vzlt Weiermayer Max, Vzlt Ekelhart Arno, Vzlt Gamper Erich, Hptm Mayer Harald (Leader), Lt Grünhut Martin

 

 

Kleeblatt  "NEU"  Besatzung des Teams seit 1997

von links nach rechts: Ostv Rainer, Hptm Traussnigg,

Mrj Zott, Olt Holzinger, Obst Tesar (vom "Gründerteam"),

Vzlt Weiermayer

von links nach rechts: Olt Holzinger, Vzlt Weiermayer,

Mrj Zott,  Hptm Traussnigg

Crossing - Training 1998

 

 

Der letzte Weg der 3C-JD

Die restlichen Maschinen warten in Graz auf einen Käufer

 

Landung vor der Luftfahrtausstellung in Zeltweg

Auf dem Weg in die Pension

 

Der neue Standplatz

 

Die letzten Bilder der "Jet Ranger" der österr. Luftstreitkräfte

 

 

In der Schulstaffel befinden sich jetzt ständig sechs bis acht Alouette III, die mit ihrem dreiblättrigen Hauptrotor sehr viel Platz benötigen. Darum wurden die Jet Ranger wegen Platzmangel am 17. August 2009 nach Graz-Thalerhof, in die leere Drakenhalle überstellt.

Wie es definitiv weitergeht, steht noch nicht fest. Man spielt mit dem Gedanken, die Maschinen an Agusta zurückzugeben, um den Umbau der Cockpits der Bell Agusta 212 zu finanzieren.

 

Landung in Graz-Thalerhof   Foto: www.wauki.com

 

 

in der Drakenhalle abgestellt   Foto: www.wauki.com

 

Diese Hubschraubertype diente beim österreichischen Bundesheer 40 Jahre als leichter Verbindungs-und Schulungshubschrauber und galt als besonders verlässlich. Es wurden insgesamt ca. 100.000 Flugstunden geflogen. 250 Hubschrauberpiloten des Bundesheeres verdienten sich auf diesem Hubschrauber ihren ersten Pilotenschweiß.

 

Siehe auch Datenblatt der Type: http://www.gotech.at/bell_agusta_ab206a.htm